FIBOmed Kongress thematisiert Sport im Seniorenalter
Alter schützt vor Torheit nicht, heißt es im Volksmund. Ebenso richtig ist, dass Alter nicht vor Bewegung oder gar Sport schützen sollte. Insbesondere alte Menschen können mit mehr Bewegung ihre Selbständigkeit im Alltag erhalten oder verbessern und so erheblich an Lebensqualität gewinnen. Außerdem ist die Annahme falsch, dass es mit der physischen Leistungsfähigkeit spätestens ab Mitte 30 geradezu zwangsläufig rasant bergab gehe. Einen Tribut an das Alter muss zwar gezahlt werden, doch Kraft und Ausdauer schwinden so langsam, dass selbst alte Menschen noch Erstaunliches leisten können. Ohnehin ist nicht so sehr das Alter, sondern die Lebensweise das Hauptproblem, insbesondere eine überwiegend sitzende.
Fitness im Alter ist Thema beim FIBOmed Kongress
Hochleistungssport im hohen Alter? Ist das denn altersgerecht? Und welche Konsequenzen hat das für das Gesamtbefinden dieser Sportler/innen? In einigen umfangreichen Studien wurden Senioren-Leistungssportler zu den Wettkämpfen begleitet und untersucht. Die Ergebnisse sind überaus spannend und positiv und werden im Rahmen des FIBOmed Kongresses thematisiert. Der 1. Interdisziplinäre Fachkongress für Bewegungsmedizin findet 2013 erstmals im Rahmen der Internationalen Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit, FIBO, statt. Am Samstagnachmittag findet hier ab 14.00 Uhr das Seminar „Fit in jedem Alter" unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Felsenberg, Hochschulambulanz Osteologie & Muskel, Zentrum für Muskel- & Knochenforschung, Charité - Universitätsmedizin Berlin, statt. Es wird zeigen, dass zwar nicht jede Sportart noch im höheren Alter umgesetzt werden kann, aber die Palette der Möglichkeiten überaus groß ist.
Die Leistungsfähigkeit sinkt, aber langsam
Was alten Menschen physisch noch möglich ist, hat vor wenigen Jahren auch der finnische Wissenschaftler Professor Harri Suominen untersucht (European Review of Aging and physical Activity 8; 37 - 42). Ausgewertet hat der Wissenschaftler Leichtathletik-Weltrekorde von Sportlern unterschiedlichen Alters. Die Ergebnisse sind wahrlich erstaunlich: Die Leistungen werden mit dem Alter bei Männern wie Frauen zwar erwartungsgemäß schwächer, aber sehr langsam; erst im hohen Alter (über 70 Jahre) werden die Unterschiede zu den 30 bis 40 Jahre alten Top-Athleten recht deutlich. Gleichwohl liegen die Leistungen der älteren Athleten immer noch über dem, was die meisten untrainierten jungen Menschen erreichen.
Bestätigt hat dies auch eine Untersuchung mit dem Akronym PACE von Wissenschaftlern der Kölner Sporthochschule (Dtsch Arztebl Int 2010; 107(46): 809 - 816; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0809). Hier die nach Angaben der Wissenschaftler wichtigsten Erkenntnisse: Vor dem 55. Lebensjahr treten keine signifikanten Leistungsminderungen auf. Die Leistungsverluste von älteren Menschen fallen zudem gering aus: 25 Prozent der 65- bis 69-jährigen Ausdauertrainierten sind sogar schneller als die Hälfte der 20- bis 54-jährigen Langstreckenläufer. Schlussfolgerung: „Leistungseinbußen im mittleren Lebensalter sind primär auf eine inaktive Lebensweise, nicht aber auf biologische Alterung zurückzuführen." Überspitzt, aber positiv formuliert: Es ist fast nie zu spät.
Auch Knochen brauchen Druck
Gesundheitliche Effekte lassen sich bereits durch moderate Belastungen erzielen, ohne dass irgendwelche „Rekorde" gebrochen werden. Die Vielzahl der positiven Effekte ist bekannt, insbesondere auf Herz, Gefäße, Hirn, Stoffwechsel und Psyche. Von großer Bedeutung seien körperliche Aktivität und Sport jedoch nicht nur für die metabolische und kardiovaskuläre Gesundheit, sondern auch für die Knochengesundheit, heißt es in einem Beitrag im Bundesgesundheitsblatt (2011; 55:35-54). Bereits bei Kindern und Jugendlichen führten körperliche Aktivität und Sport zu einem erhöhten Knochenzuwachs. Bei Erwachsenen könne ein „altersbedingter Knochenschwund durch kontinuierliche und über mehrere Monate durchgeführte Sportprogramme vermindert werden".
Gesunde Knochen brauchen allerdings Druck. „Wenn wir unsere Knochen erhalten wollen, müssen wir unsere Muskeln in Bewegung setzen", sagt etwa Professor Dieter Felsenberg. Für den Knochen-Aufbau förderlich seien dynamische Übungen mit Krafteinsatz; Dauerlauf, Radfahren und Schwimmen hingegen hätten keinen Einfluss auf die Knochenbildung, da die auftretenden Kraftspitzen zu gering seien, so Felsenberg.
Ein differenziertes Muskel- oder Krafttraining hat darüber hinaus noch weitere positive Effekte: Es verbessert außer der Alltagsmotorik und Körperwahrnehmung über eine Kräftigung der Atemmuskulatur auch die Atmung; Rücken- und Gelenkschmerzen, etwa durch eine Arthrose, könne vorgebeugt werden - zudem stärke ein Training Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, erklärt der Sportwissenschaftler und Fitnesstrainer Dr. Axel Gottlob in seinem Buch „Differenziertes Krafttraining: mit Schwerpunkt Wirbelsäule".
So wirksam wie ein Medikament
Richtig dosiert und individuell angepasst seien die Effekte von körperlicher Bewegung zur Vorbeugung oder Behandlung bei vielen Erkrankungen den Effekten von Medikamenten mindestens ebenbürtig, heißt es zusammenfassend in einem aktuellen Beitrag im „Deutschen Ärzteblatt" (Dtsch Arztebl 2013; 110(7): A-271 / B-252 / C-252). „Für körperliche Aktivität gibt es, vergleichbar Medikamenten, eine Indikation, Empfehlungen zur Dosierung und eine positive Dosis-Wirkungs-Beziehung. Training oder Sport könnten aber natürlich, wie alles, was wirkt, auch Nebenwirkungen haben und kontraindiziert sein, zum Beispiel „bei akuten schweren Erkrankungen oder Infektionen", wird der Sportmediziner Professor Herbert Löllgen zitiert, der Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention. Im Alter über 35 Jahre und bei Wiedereinsteigern sei dem Training daher eine qualifizierte sportärztliche Vorsorgeuntersuchung voranzustellen: mit Ruhe-EKG für jüngere Patienten und Belastungs-EKG für Männer über 40 und Frauen über 50 Jahre. Auch Blutuntersuchungen, zum Beispiel auf Cholesterin, seien ratsam. Aber das sind sicher keine besonders hohen Hürden, die es zu überwinden gilt.
Über den FIBOmed Kongress
Parallel zur FIBO findet 2013 erstmals der FIBOmed Kongress statt. Der 1. Interdisziplinäre Fachkongress für Bewegungsmedizin vertieft an allen vier Messetagen die Themen der FIBOmed. Von Donnerstag bis Sonntag geht es im Congress Centrum Nord des Kölner Messegeländes um alle Aspekte, die Bewegung und Fitness auf die Gesundheit haben. Der Kongress richtet sich an Fachpublikum wie Sportärzte und Allgemeinmediziner, Sportwissenschaftler und Sportpädagogen, Physiotherapeuten als auch Fitnesstrainer und Übungsleiter. Auf der Tagesordnung des Kongresses stehen Themen wie die Gesundheitseffekte von Muskelkraft- und Ausdauertraining, Fitnessrezepte zur Vorbeugung von Burnout und Depression oder therapeutische Möglichkeiten des Bewegungstrainings zum Beispiel bei Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs. Am Samstag gibt es zusätzlich einen eigenen Physiotag, der gemeinsam vom Bereich Physio- und Ergotherapie im Georg Thieme-Verlag Stuttgart und der FiHH, Fortbildung in Hamburg, geleitet wird. Der Kongress wird veranstaltet von der FIBO in Kooperation mit der MedCongress GmbH und der MEDICA Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Medizin e.V. Medienpartner ist die Ärzte Zeitung aus dem Hause Springer Medizin.
FIBO Internationlae Leitmesse für Fitness, Wellness & Gesundheit - 11. bis 14. April 2013 - koelnmesse, Köln
Weitere Infos: www.fibo.de
Quelle Bild und Text: Pressemitteilung 18.03.2013 FIBO