Tipp für die Armhaltung: Ellbogen maximal auf Höhe der Schultern anheben. (Foto: BGW/Werner Bartsch)Ungünstigen Körperhaltungen vorbeugen
Friseurinnen und Friseure geraten in ihrem Arbeitsalltag leicht in Körperhaltungen, die das Muskel-Skelett-System belasten können. Dazu gehören nach aktuellen Forschungsergebnissen unter anderem das zu hohe Anheben der Arme, das Vorbeugen des Oberkörpers, das Verschieben der Halswirbelsäule nach vorne und das Steilstellen der Lendenwirbelsäule. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) wird in weiteren Untersuchungen zusammen mit Kooperationspartnern auch die möglichen Präventionsmaßnahmen wissenschaftlich prüfen. Bis die abschließenden Ergebnisse vorliegen, gibt die BGW zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) vorläufige Tipps zum ergonomischen Arbeiten im Salon.
Auf Schultern, Nacken und Oberkörper achten
Grundsätzlich empfiehlt sich bei allen Tätigkeiten im Friseurhandwerk, auf die Haltung der Schultern, des Nackens und des Oberkörpers zu achten. Als Faustregel für die Armhaltung gilt: Ellbogen maximal auf Höhe der Schultern anheben. Die Schultern lässt man idealerweise entspannt nach unten fallen. Die Halswirbelsäule sollte gestreckt sein und der Kopf sich nicht nach vorn verschieben. Im unteren Rücken verhindert eine aufrechte Haltung mit leichtem Hohlkreuz, dass die Lendenwirbelsäule zu steil gestellt wird. Der Oberkörper insgesamt wird am besten aufrecht gehalten, häufiges oder anhaltendes Vorbeugen gilt unter Muskel-Skelett-Experten als ungünstig.
Tipps für verschiedene Tätigkeiten
Bei allen Arbeiten am Frisierstuhl kommt es für eine günstige Köperhaltung darauf an, ihn richtig einzustellen. Je nach Oberkörperlänge der Kundin oder des Kunden und nach Größe der Friseurin oder des Friseurs muss der Stuhl für jede Tätigkeit individuell angepasst werden. Richtschnur: Arme und Schultern können beim Arbeiten entspannt unten bleiben. Auch der Abstand zum Kunden oder zur Kundin beeinflusst die Körperhaltung beim Arbeiten.
Beim Schneiden im Nacken und am Hinterkopf kann ein Rollhocker eingesetzt werden, der die Beine entlastet. Aber Achtung: Wer ihn nicht richtig einstellt, hebt leicht die Arme zu hoch an. Und wer mit dem Rollhocker starr an einer Stelle stehen bleibt, macht schnell ungünstige Oberkörperverrenkungen nach links oder rechts. Darum gilt für den Hocker: Gezielt für Tätigkeiten im Nacken und am Hinterkopf einsetzen, die Höhe so einstellen, dass man die Ellbogen beim Arbeiten maximal auf Schulterhöhe anhebt, stets frontal arbeiten und die Fußsohlen fest auf den Boden stellen.
An der Waschanlage empfiehlt es sich, gegebenenfalls die Position zum Becken zu variieren, um eine günstige Körperhaltung zu erreichen. Helfen kann dort zum Beispiel, die Füße nicht nebeneinander, sondern in Schrittstellung aufzustellen.
Hinweise für Saloninhaberinnen und -inhaber
Damit die Einstellmöglichkeiten der Frisierstühle und Rollhocker auch konsequent genutzt werden, sollte das Mobiliar leicht zu bedienen sein. Zudem ist es wichtig, dass die Waschanlagen genügend Platz für Beine und Füße lassen.
Das ergonomische Arbeiten im Salon lässt sich gemeinsam im Team üben. Das Einstellen des Mobiliars kann man zum Beispiel in einem Rollenspiel trainieren: Eine Person spielt den Kunden oder die Kundin, eine weitere simuliert verschiedene Salontätigkeiten, die übrigen beobachten ihre Körperhaltung und geben Ratschläge. Anschließend werden die Rollen durchgetauscht.
Auch im Alltag können gegenseitige Tipps im Team helfen, das Bewusstsein für die Körperhaltung bei der Arbeit zu erhöhen. Wer als Inhaber oder Inhaberin eines Salons hier mit gutem Beispiel vorangeht, die Beschäftigten immer mal wieder an die Ergonomie erinnert und für einen konstruktiven Austausch zum Thema sorgt, fördert aktiv die Muskel-Skelett-Gesundheit des gesamten Teams.
Inhaberinnen und Inhaber von Friseursalons, die für die betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreuung (BuS-Betreuung) die alternative bedarfsorientierte Form gewählt haben, können sich ferner in einen Online-Kurs auf dem BGW-Lernportal zur Ergonomie im Friseursalon fortbilden. Sie finden dort unter anderem Videos zum Thema. Weitere Informationen zu diesem Kurs gibt es unter www.bgw-lernportal.de in der Branchenrubrik „Friseurhandwerk“. Mehr zur alternativen bedarfsorientierten BuS-Betreuung erfahren Interessierte unter www.bgw-online.de/arbeitsschutzbetreuung.
Über die BGW
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für mehr als 7,7 Millionen Versicherte in über 620.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Quelle: www.bgw-online.de