AGR aktuell Ausgabe 70

Interdisziplinäre Fachbeiträge 24 AGR aktuell 2023/70 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Die Ergebnisse des DKV-Reports 2023 zeigen erneut: Die Menschen in Deutschland sitzen zu viel und zu lange. In Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Ingo Froböse wurde in einer repräsentativen Umfrage das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Teilnehmer untersucht. Das Ergebnis: Seit der letzten Befragung im Jahre 2021 hat sich die reine Sitzzeit pro Tag um eine halbe Stunde auf durchschnittlich 554 Minuten erhöht. War schon die Pandemie ein Treiber für vermehrtes Sitzen, zeigen die aktuellen Daten, dass auch in der „Nach-Corona-Zeit“ keine Besserung in Sicht ist. Mehr als 80.000 Stunden verbringen Büromenschen während ihres Arbeitslebens im Sitzen – mit gravierenden Folgen. In diesem Artikel sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, die eine relevante und nachhaltige Verbesserung für Vielsitzer bringen können. Doch zunächst sollen die klassischen Methoden betrachtet werden. Ziel der Ergonomie Ergonomie, auch bekannt als Arbeitswissenschaft oder Humanfaktoren, ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Gestaltung von Arbeitsplätzen, Produkten, Systemen und Umgebungen befasst, um die Leistungsfähigkeit, Sicherheit, Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen zu optimieren. Das Hauptziel der Ergonomie besteht darin, die Arbeitsbedingungen an die Fähigkeiten, Grenzen und Bedürfnisse des Menschen anzupassen, anstatt den Menschen an die Arbeitsbedingungen anzupassen. Die verschiedenen Teilbereiche der Ergonomie konzentrieren sich auf verschiedene Aspekte der menschlichen Tätigkeiten und Arbeitsumgebungen: { physiologische Ergonomie: Sie befasst sich mit den körperlichen Aspekten der Arbeitsumgebung, wie zum Beispiel der Gestaltung von Möbeln, Werkzeugen und Arbeitsplätzen, um eine bequeme und gesunde Körperhaltung zu fördern und muskuläre Belastungen zu mini- mieren. { kognitive Ergonomie: Sie konzentriert sich auf die geistigen Prozesse, wie zum Beispiel Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Entscheidungsfindung. Ziel ist es, die Arbeitsaufgaben so zu gestalten, dass sie gut zu den kognitiven Fähigkeiten des Menschen passen und die kognitive Belastung reduziert wird. { organisatorische Ergonomie: Sie befasst sich mit der Gestaltung von Arbeitsabläufen, -zeiten und -strukturen, um die Effizienz, Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu verbessern. { Umweltergonomie: Sie betrifft die Anpassung der Arbeitsumgebung an die Bedürfnisse der Menschen, einschließlich Beleuchtung, Klima, Lärm und anderen Umweltfaktoren. Ergonomische Prinzipien werden auch bei der Gestaltung von Büromöbeln und in der Innenarchitektur angewandt. So können Arbeitsplätze und Produkte so gestaltet werden, dass sie die Leistung und Gesundheit der Mitarbeiter verbessern, die Arbeitsbelastung reduzieren und die Effizienz steigern, was sowohl den Arbeitgebern als auch den Arbeitnehmern zugutekommt. Was bei der klassischen Ergonomie oft im Hintergrund bleibt, ist die Betrachtung des Zusammenspiels der biomechanischen Komponenten mit dem Nervensystem und Gehirn. Diese Aufgabe kommt der Neuro-Ergonomie zu. Bessere Arbeitsbedingungen durch Neuro-Ergonomie Neuro-Ergonomie ist ein multidisziplinäres Feld, das die Zusammenarbeit von Neurowissenschaften und Ergonomie (Arbeitswissenschaft) kombiniert. Es befasst sich mit der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen dem menschlichen Gehirn, dem Nervensystem und der Arbeitsumgebung, um das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und >> Ergonomie, Neuro-Ergonomie – und die Menschen in Home-Office und Büro Stabilisation der Wirbelsäule durch Aktivierung der segmentalen Koordination Dieter Wolf I Haider Bioswing GmbH

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