agr-aktuell-66

Interdisziplinäre Fachbeiträge 36 AGR aktuell 2021/66 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Was Sie tun können Der Nervus vagus lässt sich auf verschiede- ne Arten stimulieren, wovon ausgewählte Techniken vorgestellt werden, die sich auch insbesondere zur Selbstanwendung eignen. Diese beinhalten die mechanische Stimula- tion des Nervs wie auch Atemtechniken. Übung 1: SCM-Flipping Der Ansatz des Kopfnickermuskels, Musculus sternocleidomastoideus (SCM), liegt in di- rekter Nähe des Foramen jugulare – einer Schädelöffnung hinter den Ohren, aus der auch der Nervus vagus austritt. Eine erhöhte Spannung im SCM ist sehr häufig zu beobach- ten und kann den Nerv irritieren. Drehen Sie den Kopf nach links, platzieren Sie zwei Finger hinter dem Muskel, um diesen zu lokalisieren. Wiederholen Sie diese Vorge- hensweise auf der anderen Seite, indem Sie den Kopf nach rechts drehen. Mobilisieren Sie den Muskel mit schnappartigen Bewegungen 10- bis 15-mal, um den Muskel zu detonisieren. Alternativ kann der SCM getaped werden, um eine sensorische Stimulation zu erreichen. Übung 2: Klopfen/Massieren des Nervus vagus Entsprechend dem Verlauf des Nervus vagus vom Foramen jugulare entlang des SCMbis an die Schlüsselbeine (Claviculae), in die Brust- höhle (Hauptast verläuft links) und in den Bauchraum bis zum Plexus oesophagus kann sanftes Klopfen und Massieren dieser Berei- che den Nervus vagus stimulieren. Nehmen Sie sich für jede Stelle ca. 30 Sekunden Zeit. Alternativ kann hierfür auch eine Vibration eingesetzt werden. Übung 3: Vagus-Atmung in Rückenlage Durch die gemeinsame Teilstrecke mit dem Nervus vagus wird durch die oben dargestell- ten Übungen auch der Nervus phrenicus mo- bilisiert, der für die motorische Innervierung des Zwerchfells verantwortlich ist. Dadurch wird nachfolgende Atemübung noch effek- tiver. Hier sind vor allem eine betonte Ausat- mung und lange Atemzyklen mit Zwerchfell- atmung zu beachten. Studien legen einen Atemrhythmus von 6 Atemzügen pro Minute und ein Verhältnis von Einatmung zu Aus- atmung von ca. 1 zu 4 nahe. Eine gute Mög- lichkeit wären daher 2 Sekunden Einatmung und 8 Sekunden Ausatmung. Der Bauchraum sollte sich beim Einatmen zu allen Seiten ex- pandieren. Fazit Stress und Schmerz bilden einen reziproken Pathomechanismus, der durch die Aktivierung des Vagusnervs unterbrochen werden kann. Mittels mechanischer und respiratorischer Stimulation des Nervs können Spannungsver- hältnisse reduziert und die Schmerzwahrneh- mung sowie -verarbeitung im Rahmen eines multimodalen Konzepts gesteuert werden. Literatur >> Hajnovic L, Knöller S, Schütz L. Causal Relation of Psychical Stress to Acute Back Pain. Acta Chir Orthop Traumatol Cech 2018; 85(3): 216–218. >> Lienhard L, Schmid-Fetzer U, Cobb E. „Neuronale Heilung“: Mit einfachen Übungen den Vagusnerv aktivieren – ge- gen Stress, Depressionen, Ängste, Schmerzen und Verdauungspro- bleme. München: Riva 2019, 17 ff. >> McEwen BS, Stellar E. Stress and the individual. Mechanisms leading to disease. Arch Int Med 1993; 153(18): 2093–2101. Zitiert nach Wikipedia. >> Wippert P-M, Christine Wiebking C. Stress and Alterations in the Pain Matrix: A Biopsychosocial Perspective on Back Pain and Its Prevention and Treatment. Int J Environ Res Public Health 2018; 15(4): 785. ' Kontaktinformationen Ringo Mosch | 70176 Stuttgart ringo.mosch@trainingsinsel.com Alexander Seifried | M.Sc. Klinische Sportphysiologie und Sporttherapie www.sanogym-ulm.de info@sanogym-ulm.de Klopfen/Massieren des Plexus oesophagus Klopfen/Massieren des SCM von außen am Schlüsselbein Lokalisation des SCM >> Übung 1 >> Übung 2.1 >> Übung 2.4 Alexander Seifried

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