agr-aktuell-66

39 Interdisziplinäre Fachbeiträge AGR aktuell 2021/66 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Effekt von Vibration und Schüttelungen Mit dem Redcord Stimula, einem Gerät zur Er- zeugung von kontrollierten Vibrationen, wird eine größere Anzahl motorischer Einheiten im Muskel aktiviert. Die Instabilität der Schlingen und die Vibrationen führen zu einer gesteiger- ten Stimulierung des Zentralnervensystems, welche die Effizienz der motorischen Netzwer- ke verbessert. Ein weiterer positiver Effekt ist die Veränderung des Schmerzempfindens. Je nach Indikation kann die Vibration stimulie- rend oder sedierend auf die Muskulatur ange- wendet werden. Prinzip der Progression Die korrigierenden Übungen in den Schlingen werden in der geschlossenen kinetischen Muskelkette ausgeführt. Eine neuromuskuläre Stimulation durch Progression bei korrigierter Bewegungsausführung ist möglich mittels: frei hängenden Seilen (Instabilität), Bewegun- gen in drei Dimensionen, abnehmende Ent- lastung durch Expander, Vibrationen mit dem Stimula sowie Aktivierung durch das verbale „Anfeuern“ des Therapeuten. Beginnend mit der statischen Bewegungsaus- führung wird im Verlauf der Behandlung mit dynamischen Bewegungsabfolgen gearbeitet. Training in den Schlingen Das Redcord-Training eignet sich, um die Behandlungserfolge langfristig zu erhalten und möglichen Rezidiven vorzubeugen. Das Training ist individuell steuerbar und fördert nachhaltig die Zusammenarbeit von Mus- kulatur und Nervensystem für eine bessere Bewegungskontrolle und Tiefenstabilisation, insbesondere im Bereich des Rumpfes. Die Trainingssteuerung erfolgt beispielsweise durch die Veränderung des Hebelarms, des Aufhängepunktes, der Seillänge (Abstand zum Boden), einer Erhöhung der Instabilität (Wackelkissen) und durch zusätzliche Bewe- gungen. Neben den Prinzipien der Progression wird auch das manuelle Schütteln (Perturbati- on) im Training angewendet. Um Dysbalancen und Dysfunktionen zu er- kennen, werden die myofaszialen Ketten ge- testet. So können anschließend im Training gezielte Übungen durchgeführt werden. Das neuromuskuläre Training ist für jede Alters- gruppe geeignet und kann an jedes Trainings- level angepasst werden. Außerdem macht es großen Spaß, effektiv zu trainieren und die Herausforderung der Schlingen anzunehmen. Fallbeispiel Herr A. hat seit mehreren Monaten anhalten- de Rückenschmerzen. Er berichtet von einem vorangegangenen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule mit ausstrahlenden Be- schwerden in das Gesäß und den Oberschen- kel. Aktuell treten die Schmerzen hauptsäch- lich beim Bücken und bei längerem Sitzen auf. Im Anschluss an den physiotherapeutischen Befund führt Herr A. die Vorbeugung (Toe Touch) mit Bewegungseinschränkung aus und gibt den Schmerz anhand der Visuellen Analogskala (VAS) mit 5–6 an. Die Aktivierung der dorsalen myofaszialen Kette beim Zehen- stand mit gleichzeitiger Wiederholung des Toe Touch verringert den Schmerz und vergrö- ßert das Bewegungsausmaß. Die Aktivierung der dorsalen myofaszialen Kette während der Therapie kann als positiver Hinweis gewertet werden. Beim Neurac®-Testprotokoll werden fünf Übungen im Seitenvergleich analysiert, auf deren Basis die nachfolgende Behandlung abgestimmt wird. Beim Anheben des Gesä- ßes (Bridging) in Rückenlage, der Aktivierung der dorsalen Kette, zeigte sich der Weak Link linksseitig. Außerdem hat Herr A. auffallende Probleme bei der Hüftadduktion aus der Sei- tenlage, der Aktivierung der ventralen Kette. Beide Tests waren schmerzfrei. Kraftlosigkeit sowie kompensatorische Muskelaktivitäten und Bewegungen waren zu beobachten. In der anschließenden Behandlung wird die dorsalen myofasziale Kette nach dem Prinzip der Progression aktiviert. Der Re-Test zeigt ebenso eineVerbesserungwie der funktionelle Test. Beim Toe Touch gibt der Patient auf der VAS eine Schmerzstärke von 2 an, das Bewegungsausmaß ist vergrößert, die Bewegung fühlt sich geschmeidiger an. In den nächsten vier bis fünf Therapieein- heiten ist das Ziel, die funktionierenden Bewegungsmuster weiter neuromuskulär zu optimieren und die ventralen Ketten in der Adduktion zu aktivieren. ImAnschluss an die Therapie wird das Training in den Schlingen zur Erhaltung empfohlen. ' Kontaktinformationen Astrid König Dipl. Sportwissenschaftlerin Heilpraktikerin für Physiotherapie Zertifizierte Neurac-Practitioner (CNP) Referentin für rückengerechte Verhältnisprävention info@aktivundbewegt.jetzt Astrid König Modell für den Behandlungsaufbau der Neurac®-Therapie

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