Fernlehrgang Leseprobe

48 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 tet in der vorderen Sitzposition, sitzt aufrecht in der mittleren Sitzposition und entlastet die Wirbelsäule in der hinteren Sitzposition. Dynamisches Sitzen im Lot, das Bewegen um das Körperlot herum, verteilt den Druck gleichmäßig auf die gesamte Fläche der Einzelbandscheibe. Das dynamische Sitzen gewährt zudem für die Bandscheibenernährung notwendige Be- und Entlastung. Darüber hinaus wirkt das dynamische Sitzen auf die Skelettmuskulatur wie eine Muskelpumpe. Die Muskeln werden nicht statisch belastet, sondern erfahren durch den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung eine gesteigerte Durchblutung. Besser durchblutete Muskeln neigen erheblich weniger zur Verspannung. Beim dynamischen Sitzen balancieren fortlaufend das Becken auf den Sitzhöckern, der Brustkorb und der Schultergürtel entlang der Brustwirbelsäule und der Kopf auf der Halswirbelsäule. Das dynamische Sitzen verringert die schädigenden Einflüsse der monotonen Sitzhaltung auf den passiven (zum Beispiel Knochen, Gelenke, Bandscheiben) und den aktiven (zum Beispiel Muskeln und Nerven) Halteapparat. bewegt sich der Brustkorb mit, indem er sich leicht hebt. Die Belastungsverhältnisse im thorako–lumbalen Übergangsbereich von Lenden- und Brustwirbelsäule werden dadurch optimiert und eine freiere Atmung ist möglich. Im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) kommt es zu einer Streckung und somit zur gleichmäßigeren Belastung der Wirbelsäulenelemente. Bildhaft kann man das Einnehmen dieser aufrechten Haltung mit einem Zahnradmodell vergleichen. Dreht das unterste Zahnrad (Becken) nach vorn, läuft das nächste gegengleich nach hinten (und hebt somit den Brustkorb), um das dritte nach vorn drehen zu lassen (und somit die HWS zu strecken). Der Schultergürtel sitzt locker und ausbalanciert in aufrechter Haltung auf dem Brustkorb. Werden die Schultern hochgezogen, verliert der Schultergürtel seine Auflagefläche, die anhebenden Muskeln werden überbeansprucht, verkrampfen mit der Zeit und führen zu Schmerzen.“ (Mehr dazu siehe auch Anhang 1) Quelle: Hans-Dieter Kempf, Karlsruher Rückenschule, Hirschstr. 158, 76137 Karlsruhe 4.2.2 Das dynamische Sitzen Wenn der Mensch im Lot sitzt, sitzt er statisch günstig. Doch das reicht nicht aus, um gesund zu sitzen. Der Sitzende sollte in der Aufrichtung dynamisch sitzen! Dynamisch sitzen bedeutet, die mehrfach geschwungene Wirbelsäule um ihr Lot herum zu bewegen. Das Becken, die Basis der Wirbelsäule, stellt man sich hierbei am besten als einen auf den Kopf gestellten Kreisel vor, der auf seiner Spitze balanciert wird. Beim dynamischen sitzen bleiben nicht nur die Hüftgelenke, sondern auch die 133 Gelenke, 224 Bänder und 143 Muskeln der Wirbelsäule beweglich. Jedes Gelenk benötigt bekanntermaßen zur Erhaltung seiner Funktion die Beweglichkeit. Das gilt für das Kniegelenk genauso wie für jedes Wirbelgelenk. In Fachkreisen wird noch heute von der hinteren, mittleren und vorderen Sitzposition gesprochen. Diese überholten Begriffe sollten durch die Bezeichnung dynamisches Sitzen ersetzt werden. Denn die Bezeichnungen gewisser Sitzpositionen drücken etwas Starres aus: Man arbeiStärkster und anfälligster Punkt der Wirbelsäule: Die Bandscheiben Sie schonen die Wirbel wie Stoßdämpfer und ermöglichen die hohe Beweglichkeit. Aber ständige Belastungen oder falsche Beanspruchung gefährden ihre Funktion. Wissen

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