Fernlehrgang Leseprobe

Fernlehrgang »Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention« LESEPROBE

Liebe Schulungsinteressierte, nachfolgend habe ich Ihnen Auszüge unseres staatlich zugelassenen Lehrgangs „Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention“ zusammengestellt. Der Lehrgang erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Monaten und beinhaltet nach jedem Lehrgangskapitel Lernkontrollen zur Einschätzung der geforderten Lernleistungen. Auf Wunsch können Sie den Lehrgang auch im Intensiv Modus absolvieren (Lernphase von vier Wochen). Es handelt sich um einen Fernlehrgang, ohne Präsenzzeiten. Der Arbeitsaufwand für die gesamte Studienzeit beträgt circa 47 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Nach bestandener Prüfung, die Sie übrigens auch zu Hause absolvieren, erhalten Sie das AGR-Zertifikat mit der Zusatzqualifikation als „Expertin bzw. Experte für Ergonomie und Rückengesundheit" Für Fragen stehe ich Ihnen gern persönlich zur Verfügung. Rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir eine E-Mail. Herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen Christina Scheil Schulung Ärzte & Therapeuten Aktion Gesunder Rücken e. V. Stader Straße 6 27432 Bremervörde - Deutschland Telefon: +49 4761 926358319 Telefax: +49 4761 926358 810 E-Mail: Christina.Scheil@agr-ev.de Internet: www.agr-ev.de

Unverkäufliche Leseprobe aus: Fernlehrgang „Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention“ Auflage 9, 2024 Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Aktion Gesunder Rücken e. V. urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © Aktion Gesunder Rücken e. V., Bremervörde Das gesamte Inhaltsverzeichnis finden Sie hier: Inhaltsverzeichnis Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, geht’s hier zur Anmeldung: Anmeldung

1. Einführung

16 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 scheidend für eine erfolgreiche Therapie und Prävention. Um jeglichen Missbrauch auszuschließen, unterliegt das Gütesiegel der AGR zudem strengen juristischen Anforderungen. So muss sich beispielsweise jeder Hersteller, dessen Produkt oder Produkte erfolgreich das Prüfungsverfahren durchlaufen haben, vertraglich verpflichten, das Gütesiegel ausschließlich diesem Produkt zuzuordnen. Dazu ist eine genaue Produktkennzeichnung erforderlich. Das Gütesiegel wird zudem nicht auf Dauer erteilt, sondern hat grundsätzlich eine zeitlich begrenzte Gültigkeit. Der Hersteller muss jede Produktveränderung konstruktiver Art der AGR melden. Bei »nicht unwesentlichen« Veränderungen ist eine Nachprüfung erforderlich, andernfalls verliert das Gütesiegel seine Gültigkeit. Das gilt ebenso, wenn neueste medizinisch wissenschaftliche Erkenntnisse die Anforderungen, die an ein Produkt gestellt werden, verändern oder beeinflussen. Zuwiderhandlungen seitens der Hersteller führen zu Vertragsstrafen und zum Entzug des Gütesiegels. Vereinszweck ist die Förderung der Forschung über die Vermeidung von Rückenschmerzen und die Verbreitung der Erkenntnisse aus diesen Forschungsbestrebungen mit dem Ziel, damit einen Beitrag zur Bekämpfung des »Volksleidens« Rückenschmerz zu leisten. (Quelle: § 2 der Satzung AGR e. V.) 1.2 Das Konzept der AGR Hochspezialisierte Industriebetriebe verfügen über potente Entwicklungsabteilungen mit tiefgehendem Forschungswissen, dessen Ausmaß der medizinischen Fachwelt kaum bekannt ist und das vor allem 1. Einführung 1.1 Die Idee der AGR Weil die Ursachen von Rückenschmerzen vielschichtig sind, ist eine ganzheitliche, interdisziplinäre Betrachtungsweise des Problems geboten. Hierüber herrscht Einigkeit unter den Fachleuten. Ebenso vielschichtig wie die Ursachen von Rückenschmerzen müssen deshalb auch die Lösungsansätze sein. Dadurch wird eine Einbindung von industriellem Know-how in das interdisziplinäre Zusammenwirken nicht nur sinnvoll, sondern sogar unverzichtbar. Diese Erkenntnis führte zur Gründung der Aktion Gesunder Rücken e. V., kurz AGR. Aus einer interdisziplinären Kooperation entwickelte sich seit Gründung der AGR ein umfassendes Integrationsangebot mit dem Ziel, fachliche Gesamtkompetenz zu stärken und damit dem »Volksleiden« Rückenschmerz wirksam entgegenzutreten. Für die Aufgabe der interdisziplinären Vernetzung stehen der AGR und ihren Partnern höchst professionelle Instrumentarien zur Verfügung. Über allem steht der Leitsatz »Viele Rückenschmerzen lassen sich vermeiden«. Der Verein wird unterstützt und nutzt das Wissen der medizinischen Fachwelt ebenso wie das diverser kompetenter Industrieunternehmen. Speziell deren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen verfügen über umfassende Kenntnisse im Bereich rückengerechter Alltagshilfen (Produkte), da sie sich seit Jahrzehnten intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Die AGR arbeitet eng mit Ärzten, Therapeuten, Rückenschulen, Krankenkassen und Verbänden zusammen, um dem »Volksleiden« Rückenschmerz entgegenzutreten. Das daraus gewonnene Wissen beeinflusst und optimiert industrielle Produktneu- beziehungsweise Weiterentwicklungen und dient gleichzeitig der neutralen Aufklärung von Patienten und Verbrauchern. Somit entstehen grundsätzliche, interdisziplinär erarbeitete Anforderungskriterien für rückengerechte Produkte. Die Erfüllung dieser Kriterien führt nach Prüfung durch medizinische und sportwissenschaftliche Experten zur Vergabe des AGR-Gütesiegels. So gekennzeichnete Hilfsmittel sind unbestritten präventiv wirksam und mitent- »So werden geprüfte und für rückengerecht befundene Produkte gekennzeichnet«.

17 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 selten zur Verfügung steht. Andererseits formuliert die medizinische Fachwelt berechtigte Ansprüche, die oftmals der Industrie überhaupt nicht zur Kenntnis gelangen. Dadurch findet kaum Kommunikation zwischen beiden »Welten« statt, obwohl sie voneinander profitieren sollten. 1.3 Der Nutzen des Lehrgangs Sie ziehen den größten Nutzen aus dieser Weiterbildung, wenn Sie das neu erworbene Wissen angemessen in Ihrer täglichen Arbeit einsetzen. Dies geschieht dadurch, dass Sie Ihre Beratungsleistung automatisch mit dem Gelernten anreichern. Ihren Klienten bieten Sie dadurch einen Zusatznutzen, mit dem Sie sich von Mitbewerbern abgrenzen können. Der Nutzen kann auch ganz konkret durch die gesondert zu berechnende Zusatzleistung »Beratung rückengerechte Verhältnisprävention« erfolgen. Bieten Sie diese Dienstleistung Interessierten in Form von Vorträgen oder individuellen Präventionsberatungen an. BEISPIEL | AKTIONSWOCHE: ERGONOMISCHE BÜRODREHSTÜHLE In Ihrer Praxis, im Wartezimmer oder im Foyer stehen drei unterschiedliche Bürodrehstühle, die Sie sich für eine Woche vom örtlichen Fachhandel kostenlos zur Verfügung stellen lassen. Die Eigenschaften und Besonderheiten der Produktlösungen stellen Sie vergrößert auf mindestens DIN A3-Blättern bereit und hängen sie auf, sodass die Informationen ohne Lesebrille für alle leicht lesbar sind. Passend dazu gibt es ein Quiz. Dafür bereiten Sie auf DIN A5-Größe 3 Fragen zum »ergonomischen Stuhl« vor und stellen als Gewinn beispielsweise eine kostenlose Massage in Aussicht. Aus den richtigen Antworten werden 1 bis 3 Gewinner gezogen. 1.4 Fachkunde Wenn Sie sich das Wissen aus dem Fernlehrgang aneignen, sind Sie in der Lage, fachkundig und zuverlässig zu beraten, denn Sie erhalten mit dem Zertifikat die fachliche Voraussetzung dafür. Dies ist eine Chance. Pflegen Sie deshalb Ihr einmal erworbenes Wissen. Die Aufgabe: Ursachen von Rückenproblemen wirksam entgegentreten Ein permanenter interdisziplinärer Wissensaustausch zwischen Industrie und medizinischer Fachwelt ist dafür unverzichtbar. Aber auch der Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen ist dringend geboten. Das Fundament dieses Lehrgangs ist somit die Vermittlung interdisziplinären Fachwissens. Die AGR fördert fachübergreifende Aktivitäten, Entwicklungen und Kompetenzzuwachs, sowohl in unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen als auch im industriellen Sektor. Das wird möglich durch die enge Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten, Rückenschulen, Krankenkassen und Verbänden. Auf diesem Feld ist die AGR seit Jahren tätig und verfügt über ausgezeichnete, zum Teil sehr intensive Kontakte. So ist zum Beispiel die aktive Mitarbeit der AGR in diversen medizinischen Fachverbänden bundesweit bekannt und dient diesem Ziel ebenso wie die intensiven Kontakte zu industriellen Forschungsabteilungen. Die Summe dieses multidisziplinären Wissens ist ein wertvoller Baustein für Ihre Arbeit und erweitert Ihre Möglichkeiten, sich für mehr Rückengesundheit einzusetzen.

18 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 das von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannte Curriculum zur Fortbildung von Rückenschullehrern aufzustellen. 2011 erschien unter seiner Mitherausgeberschaft das KddR-Manual „Neue Rückenschule“ und das BdR-Manual „Rückengesundheit in der Arbeitswelt“. Beide Bücher erschienen im Elsevier-Verlag. Als Autor und Redaktionsmitglied für die Fachzeitschrift „Die Säule“ veröffentlichte er mehrere Artikel für die Praxis der Rückenschullehrer. Sein neuestes Buch „Das Rückenbuch für Faule“ veröffentlichte Ulrich Kuhnt 2022 im Trias-Verlag. Seit 2022 koordiniert er gemeinsam mit Günter Lehmann die Kommission zur Aktualisierung des BdR-Curriculums zur Fortbildung von Rückenschullehrern. Die Verhältnisprävention ist für Herrn Kuhnt ein unverzichtbarer Baustein in allen Präventionsmaßnahmen zur Förderung der Rückengesundheit. Rückenschullehrer müssen nach seiner Ansicht kompetente Berater in der rückenspezifischen Verhältnisprävention sein, zum Beispiel zur Optimierung der Büro- und Homeofficeergonomie oder bei der Umsetzung der Lastenhandhabungsverordnung. Ebenso erwarten die Teilnehmenden in Rückenschulkursen individuelle Tipps und Hinweise für die ergonomische Gestaltung des persönlichen Umfelds, einschließlich Autositz, Bettsystem, Fahrrad und Schuhe. Kontakt: Ulrich Kuhnt | Rückenschule Hannover Metzer Str. 33 | 30559 Hannover kuhnt@ulrich-kuhnt.de www.ulrich-kuhnt.de Anne-Marie Glowienka Anne-Marie Glowienka ist Geschäftsführerin der Firma hochForm-Gesundheits- und Demografiemanagement und seit 1995 selbstständig als Beraterin, Prozessbegleiterin, Trainerin und Coach bundesweit tätig. Sie ist Expertin für die Themen Betriebliches BEDEUTUNG FÜR IHRE ARBEIT Sie haben eine Zugriffsmöglichkeit auf interdisziplinäres Fachwissen und das daraus resultierende Dienstleistungsangebot der AGR. Sie können mit Ihrem Beitrag die Weiterentwicklung von rückengerechten Alltagshilfen für Patienten und Verbraucher beeinflussen. Gemeinsam mit Ihnen können wir Prävention und Therapie effektiv fördern! 1.5 Referenzen Der Fernlehrgang »Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention« wurde von einem interdisziplinären Autorenteam verfasst. Hierzu zählen: » Ulrich Kuhnt, Leiter des Autorenteams » Anne-Marie Glowienka, Autorin Ulrich Kuhnt Seit 1990 leitet Ulrich Kuhnt als Sportpädagoge die Rückenschule Hannover. Mit seinem 20 Bewegungsfachkräfte umfassenden Referententeam veranstaltet er jährlich über 200 Rückenschulkurse in der Region Hannover und betreut derzeit bundesweit zahlreiche Betriebe und Behörden auf dem Gebiet der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern zählen die Unternehmen Deutsche Bank AG, Deutsche Post AG und Continental AG. Das weit verbreitete und praxiserprobte „Drei-StufenModell“ der präventiven Rückenschule veröffentlichte Ulrich Kuhnt als Schulungsordner für den Bundesverband deutscher Rückenschulen (BdR) e. V. In diesem Verband ist er langjährig Vorstandsmitglied. Von Anfang an unterstützte Herr Kuhnt tatkräftig die erfolgreiche Entwicklung der „Neuen Rückenschule“ der „Konföderation der deutschen Rückenschulen“ (KddR). Durch seine Mitarbeit gelang der Konföderation 2006

19 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Das Autorenteam wird von folgenden interdisziplinären Co-Autoren und fachlichen Beratern unterstützt: Dr. phil. Dieter Breithecker Sport- und Bewegungswissenschaftler, Experte für Verhältnis-/Verhaltensprävention, Gesunderhaltung, Ergonomie und Raum Dr. med. Martin Buchholz Facharzt für Orthopädie und Chirurgie Andreas Sperber Physiotherapeut mit eigener Praxis im Schwarzwald. Schwerpunkt Manuelle Therapie, Gesundheitsförderung, Sportrehabilitation. Referent für Manuelle Therapie beim ZÄN (Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren) und der DAEM (Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin) im Bereich der Gesundheitsmotivation. Lehrkraft IHK im Bereich der Ergonomie. Gesundheitsmanagement, gesunde und attraktive Arbeitswelten, Arbeitsbewältigungs-Coaching, Ergonomie, gesund führen und Resilienz. Zu diesen Themen bietet sie als autorisierte Prozessberaterin eine umfassende Beratung, Konzepterstellung und die Umsetzung von individuellen, maßgeschneiderten Lösungen bis hin zur Erfolgskontrolle für Unternehmen an. So hat sie u. a. auch eine Studie über Arbeitstätigkeiten und Belastungen von Erziehern, ein Buch und ein Kartenset zum Thema Gesund und fit im Home-& Office, sowie ein Konzept inklusive Handlungshilfen zum Thema Ausbildung von ErgoScouts veröffentlicht. Darüber hinaus ist Anne-Marie Glowienka selbst seit vielen Jahren AGR-Expertin für Ergonomie und Rückengesundheit. Sie unterstützt die AGR bereits seit 2017 im Autorenteam mit fachlichem Input rund um das Thema „ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen“ und ist für die Prüfung der Lösungsbögen verantwortlich. Sie sorgt für die arbeitswissenschaftliche und arbeitsschutzrechtliche Korrektheit der Ausbildungsinhalte. Besonders liegt ihr die kontinuierliche Verbesserung der Ausbildung unter Einbeziehung der sich ständig verändernden Marktbedürfnisse und neuer gesicherter arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse am Herzen. 2021 konnten wir Frau Glowienka zusätzlich auch als Referentin für unsere Online Seminare gewinnen. Diese Seminare sind stets gut besucht und erhalten von den Teilnehmern Bestnoten. Kontakt: Anne-Marie Glowienka | hochForm Gesundheits- und Demografiemanagement Jasminweg 23 |27801 Dötlingen info@annemarie-glowienka.de www.annemarie-glowienka.de

20 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Dr. phil. Heike Streicher Sportwissenschaftlerin an der Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig im Institut für Gesundheitssport und Public Health Martin Vierl Medizinischer Experte 1.6 Wegweiser „Diese Symbole werden Sie durch den Lehrgang begleiten und besondere Textstellen markieren“ Hier eine kurze Erklärung der Symbole: Zusammenfassung Zusammenfassung »Mindest- anforderungen« oder »Auflistungen« Wissen Hintergrundwissen/Wissens- vermittlung Lernkontrolle Lernkontrolle Tipp Empfehlung, Tipp Beispiel Beispiele, Umsetzung aus der Praxis Wichtige Info Wichtige Informationen zum Thema Fazit Fazit, Schlussbemerkung

2. Ablauf und Organisation des Fernlehrgangs

22 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 » Spezielle Gymnastikprogramme, zum Beispiel Fitballgymnastik » Fragebögen zur Lernkontrolle, zum Beispiel Fragebogen zum richtigen Heben und Tragen 2.2.2 Verhältnisprävention Zur Lehrgangskomponente Verhältnisprävention gehören Beschreibungen und Anforderungsprofile rückengerechter Produkte mit den Schwerpunkten: » Sitzen im Alltag, zum Beispiel Autositz, Auto-Kindersitz, Relaxsessel » Sitz-/Steharbeitsplatz und Stehpult » fußgerechtes Schuhwerk » Sitz- und Schreibmöbel für Kinder und Jugendliche » Das rückengerechte Bettsystem » Rückenentlastung beim Bücken und Heben durch zum Beispiel Hubtische » Verbesserung der Ergonomie im Büro durch ergonomische Arbeitsmittel, wie zum Beispiel Bürostuhl, Tastatur, Maus » Verbesserung der Ergonomie am gewerblichen Arbeitsplatz durch ergonomische Arbeitsgeräte » diverse Muskel-Trainingsgeräte 2.3 Durchführungsmodalitäten des Fernlehrgangs 2.3.1 Selbststudium Sie erhalten die schriftlichen Unterlagen komplett in einem Lehrgangsordner. Das Selbststudium dauert insgesamt drei Monate (auf Wunsch ist ein Intensiv Modus innerhalb von vier Wochen möglich). Die Lernkontrollen geben einen Hinweis auf die geforderten Prüfungsleistungen. 2. Ablauf und Organisation des Fernlehrgangs 2.1 Ziele Sie werden » die wichtigsten Aspekte der Körperhaltungen Sitzen, Stehen und Liegen und der Körperbewegungen Aufstehen, Hinsetzen, Bücken, Heben, Tragen und Absetzen erfahren. » die Aussagen zur Verhaltensprävention auf die wichtigsten Aspekte der Verhältnisprävention übertragen können. » die Kriterien für rückengerechte Produkte aus den unterschiedlichen Lebensbereichen kennenlernen. » individuelle Beratungen zur Verhältnispräven- tion in den gesundheitsorientierten Angeboten durchführen können. » im Rahmen der „Arbeitsstättenverordnung“ und der „Lastenhandhabungsverordnung“ rückengerechte Produkte empfehlen können. 2.2 Inhalte 2.2.1 Verhaltensprävention Zur Lehrgangskomponente Verhaltensprävention gehören folgende Inhalte: » Beschreibung der Körperhaltungen Sitzen, Stehen und Liegen und der Körperbewe- gungen Aufstehen, Hinsetzen und Bücken, Heben, Tragen und Absetzen » Hinweise zum rückenfreundlichen Bewegungsverhalten » Hinweise zur Förderung der allgemeinen, körperlichen Aktivität, wie zum Beispiel Radfahren und Gartenarbeit

23 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Auf eigenen Wunsch können Sie Ihre Lehrgangsunterlagen durch Informationen von Herstellern geprüfter Produkte vervollständigen (siehe „Zertifizierte Produkte mit dem AGR-Gütesiegel“ am Ende jeden Kapitels). 2.3.2 Schriftliche Prüfung Nach dem ein- bzw. dreimonatigen Selbststudium erhalten Sie die Prüfungsunterlagen, bestehend aus ca. 20 Prüfungsfragen (Multiple Choice) und einer Fallstudie. Nach einer maximalen Bearbeitungszeit von vier Wochen senden Sie die von Ihnen persönlich ausgefüllten Unterlagen an die AGR zurück. Die Prüfung gilt als bestanden, wenn mindestens 75 Prozent der Fragen und die Fallbearbeitung korrekt gelöst wurden. Eine eventuelle Nachprüfung ist einmalig möglich und kostet 30 Euro. 2.4 Das AGR-Zertifikat Nach bestandener Prüfung erhalten Sie das bundesweit anerkannte AGR-Zertifikat mit der Qualifikation „Experte für Ergonomie und Rückengesundheit“. Die Prüfung erfolgt nicht extern – die Fragen werden zu Hause bearbeitet und an die AGR geschickt, wo der Fragenkatalog anschließend ausgewertet wird. Das Zertifikat hat eine Gültigkeit von drei Jahren. Danach kann es durch eine erneute schriftliche Prüfung, durch die Teilnahme an einem AGR-Online Seminar oder durch den Besuch eines AGR-anerkannten Workshops alle drei Jahre verlängert werden. 2.5 Qualifikationsvoraussetzungen für den Fernlehrgang Für die Teilnahme am Fernlehrgang kommen Bewegungsfachkräfte mit einer staatlich anerkannten Ausbildung in Betracht, insbesondere » Sportwissenschaftler (Lehramt/Magister) » Diplom-Sportlehrer » Sport- und Gymnastiklehrer » Krankengymnasten, Physiotherapeuten » Ergotherapeuten » Masseure » Ärzte, Mediziner, Betriebsärzte » Diplom-Psychologen » Ergonomie-Fachkräfte, „bestellte“ Fachkräfte für Arbeitssicherheit

24 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 » Sie können unseren Presseservice nutzen (Datenträger mit Experten-Logos, Pressetexten und weiteren Abbildungen und Texten zur Arbeit der AGR, Gütesiegel, Konzept „24-Stunden-Tag“). » Wir veröffentlichen Ihre Adresse in der darauffolgenden Ausgabe der AGR aktuell (Auflage je etwa 16.000). Gern stellen wir Ihnen auf Wunsch bis zu 20 Belegexemplare kostenlos zur Verfügung. Ärzte Ärzte erhalten außerdem eine Teilnahmebescheinigung mit dem Hinweis, dass die Schulung mit 47 Punkten von der Ärztekammer Niedersachsen anerkannt wird. Besondere Vorteile für Bewegungsfachkräfte » Anerkennung durch das Berufskolleg Waldenburg zur Verlängerung der Rückenschul-Lizenz um drei Jahre. » Anerkennung durch den Bundesverband deutscher Rückenschulen (BdR) e. V. als Refresherkurs zur Verlängerung der Lizenz Rückenschullehrer um drei Jahre. » Empfehlung durch den Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) e. V. als sinnvolle ärztliche Fortbildung. » Anerkennung durch den Berufsverband staatlich geprüfter Gymnastiklehrerinnen und -lehrer e. V. (DGymB) – Anrechnung für die Zertifizierungsmaßnahme „Berater für Gesundheitsmanagement in Betrieben“ (15 UE). 2.6 Leistungen der AGR für die Teilnehmenden Während der Schulung » Sie erhalten von uns einen Fernlehrgang zum Thema „Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention“, einen Prüfungsbogen und die Auswertung. » Wir stellen Ihnen ergänzende Fachliteratur, wie „Der Leitfaden zum Screening Gesundes Arbeiten, Physische und psychische Gefährdungen erkennen – gesünder arbeiten!“, den „Muntermacher“, „Gesundheitsrisiko Sitzen“ sowie „Bildschirm- und Büroarbeitsplätze – Leitfaden für die Gestaltung“ von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zur Verfügung (z. T. als Print, aber auch als Download bzw. als PDF auf einem Datenträger). » Sie haben exklusiven Zugang zum geschützten Bereich unserer Internetseite www.agr-ev.de, nur für Experten für Ergonomie und Rückengesundheit. Dort finden Sie - nach eigener Registrierung - ausgewählte Pressetexte und Bilddateien sowie hilfreiche Informationen und Materialien für Ihre Arbeit. Nach bestandener Prüfung » Sie bekommen ein Zertifikat mit drei Jahren Gültigkeit. » Sie erhalten den Lehrgang als PDF auf einem Datenträger. » Sie erhalten das Logo „Experte/Expertin für Ergonomie und Rückengesundheit“ auf einem Datenträger zum Einsatz auf Ihrer Homepage, auf Briefbögen, Visitenkarten, Aufstellern, für das Praxisschild und vieles mehr. » Wir veröffentlichen Ihre Adresse auf der AGRInternetseite unter www.agr-ev.de/experten. » Sie erhalten das AGR-Vortragsset kostenfrei auf einem Datenträger (Normalpreis 65 Euro).

25 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Ihre persönliche Ansprechpartnerin Christina Scheil ist im AGR-Team verantwortlich für die Betreuung der Teilnehmenden vor, während und nach der Schulung. Sie ist bei allen Fragen rund um die Schulung Ihre persönliche Ansprechpartnerin. Kontakt: Christina Scheil | Aktion Gesunder Rücken e. V. Stader Str. 6 | 27432 Bremervörde christina.scheil@agr-ev.de www.agr-ev.de » Empfehlung durch den DVE – Deutscher Verband Ergotherapie e. V. als sinnvolle Fort-bildung für Ergotherapeuten. » Anerkennung zur Verlängerung der DVGSRückenschul-Lizenz um drei Jahre. » Anerkennung zur Verlängerung der Lizenz Rückenschullehrer des Forum Gesunder Rücken – besser leben e. V., sofern vorher bereits der „Refresherkurs“ des Forums belegt wurde. » Empfehlung durch den Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. als sinnvolle Fortbildung für Bewegungsfachkräfte. » Empfehlung durch den Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement e.V. (BBGM) » Anerkennung durch den Verband für Turnen und Freizeit, Hamburg (10 UE). » Anerkennung zur Verlängerung der Lizenz Rückenschullehrer nach den Richtlinien des KddR. » Anerkannte Fortbildung der Arbeitsgemeinschaft Prävention, Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e. V. zur Verlängerung der Lizenz Rückenschullehrer. » Anerkannt für den Weiterbildungsnachweis des Verbandes für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) mit 4 Punkten Arbeitsschutz und 4 Punkten Gesundheitsschutz. Weitere Vorteile » Vermittlung von Kontakten zur Industrie für Vorträge und andere Veranstaltungen als Experte für Ergonomie und Rückengesundheit, siehe auch www.agr-ev.de/ergonomie-experten. » Informations- und Erfahrungsaustausch

3. Hintergrundwissen

28 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 an Schulkindern und Heranwachsenden, dass das Problem Rückenschmerzen bereits unter Jugendlichen häufig ist und eine erhebliche Krankenlast verursacht. Die Rückenschmerzhäufigkeit bei 20-jährigen wird mit 74 Prozent angegeben (vgl. KKH Kaufmännische Krankenkasse 2008). Bei der Beschreibung des Verlaufs von Rückenschmerzen werden akute, chronische Schmerzen und rezidivierende Verläufe unterschieden. Akuter Rückenschmerz definiert den Rückenschmerz der nicht wiederkehrend oder chronisch ist und plötzlich auftritt. Patienten mit einer akuten Episode von Rückenschmerzen sind in über 90 Prozent der Fälle nach einigen Wochen wieder beschwerdefrei. Die Definition von »chronisch« ist weniger eindeutig. Am häufigsten wird zur Beschreibung der Chronizität ausschließlich die Zeitdauer (mehr als sechs Monate) der Beschwerden herangezogen. Als »rezidivierend« werden wiederkehrende Krankheitsverläufe bezeichnet. Hier wechseln sich Rückenschmerzepisoden und beschwerdefreie Intervalle ab, wobei die Dauer einer Schmerzepisode drei Monate nicht überschreitet. Nach Angaben des Robert Koch Instituts leiden in Deutschland jede vierte Frau und jeder sechste Mann an chronischen Rückenschmerzen (Robert Koch Institut GBE-Bericht 2015). Risikofaktoren Wenn sich auch für die unspezifischen Rückenschmerzen keine eindeutige Ursache ermitteln lässt, so konnte doch eine Reihe von Risikofaktoren identifiziert werden, die dazu beitragen, dass bei einem Teil der Betroffenen gelegentliche Rückenschmerzepisoden häufiger rezidivieren und im Endeffekt einen chronischen Verlauf nehmen. Bis in die 1980er Jahre wurde angenommen, dass die Hauptrisikofaktoren für Rückenprobleme unter den biomechanischen Einflussgrößen, wie Fehlbelastungen durch schweres Heben und Tragen, langes Sitzen oder »krumme« Haltung, zu suchen sind (Nachemson 1975). Neuere Forschungsergebnisse dagegen legen nahe, dass die Entstehung beziehungsweise Chronifizierung von Rückenschmerzen einem biopsychosozialen Modell folgt, in dem psychologische und soziale Faktoren eine eher noch größere Bedeutung zukommt als den biomechanischen Einflussgrößen (Waddell 2004). 3. Hintergrundwissen 3.1 Prävention von unspezifischen Rückenschmerzen Häufigkeit und Verläufe Unspezifische Rückenschmerzen – d. h. solche, bei denen sich kein unmittelbares organisches Korrelat als Beschwerdeauslöser identifizieren lässt – gehören zu den häufigsten Beschwerden in den Industrienationen. Internationalen Schätzungen zufolge, müssen etwa 85 Prozent aller chronischen Rückenschmerzen als unspezifisch eingeordnet werden. Bei Befragungen in der Bevölkerung hat man festgestellt, dass bis zu 80 Prozent aller Personen schon mindestens einmal in ihrem Leben unter Rückenschmerzen gelitten haben. Unter den Ursachen für Arbeitsunfähigkeiten und medizinische Rehabilitationsmaßnahmen nehmen Rückenschmerzen jeweils den ersten Rang ein, bei den Anlässen für vorzeitige Berentungen wegen Erwerbsunfähigkeit stehen sie an zweiter Stelle. Bis vor etwa 30 Jahren galten Rückenschmerzen vor allem als Problem der Erwachsenen – ausgelöst und verstärkt durch körperliche Belastungen am Arbeitsplatz und bei der Hausarbeit. Seit Mitte der 1980er Jahre zeigte jedoch eine Reihe von Untersuchungen

29 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Risikofaktoren für Rückenschmerzen Risikofaktoren wahrscheinlich Risikofaktoren unwahrscheinlich Soziale Einflussfaktoren » Schichtzugehörigkeit: Zusammenhänge zwischen Ausfallzeiten am Arbeitsplatz wegen Rückenschmerzen und Zugehörigkeit zu niedrigem sozioökonomischem Schichtniveau » Spezifischer kultureller Hintergrund wie Nationalität, Ethnizität oder Religionszugehörigkeit » Ausbildungsniveau (geht in Schichtindex ein) » familiärer und/oder sozialer Rückhalt (widersprüchliche Studienergebnisse) » Arbeitslosigkeit und Inanspruchnahme von Lohnersatzleistungen Psychologische Einflussfaktoren » Depression » Intelligenz und Persönlichkeitsmerkmale (zum Beispiel »Schmerzpersönlichkeit«) » Psychische Beeinträchtigung (»Distress«) » Furcht-Vermeidungsdenken, Katastrophisieren » Sexueller und körperlicher Missbrauch Individuelle biologische und verhaltensabhängige Merkmale » Vorangegangene Episode von Rückenschmerzen » Alter, Geschlecht, Körpergröße (widersprüchliche Studienergebnisse) » Beeinträchtigende Komorbidität » Rauchen Arbeitsplatzbezogene Risikofaktoren » Ganzkörpervibration

30 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 um eine schmerzhafte, aber dennoch harmlose, selbstlimitierend verlaufende Befindlichkeitsstörung handelt, die meistens keiner speziellen medizinischen Versorgung bedarf. » Verhinderung von rezidivierenden und chronischen Verläufen. Hierzu werden Maßnahmen eingesetzt, die auf die Beseitigung der bekannten und beeinflussbaren Risikofaktoren (psychosoziale und körperliche Belastungen, vor allem am Arbeitsplatz) und Stärkung der körpereigenen Ressourcen (Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, koordinative Fähigkeiten und psychische Ausgeglichenheit) ausgerichtet sind. Präventionsansätze Angesichts der Häufigkeit, des Verlaufs und der Rolle der Risikofaktoren bei der Rückenschmerzchronifizierung wird deutlich, dass die klassischen Präventionskonzepte (Primär-, Sekundär-, Tertiärprävention) auf das Krankheitsbild »Rückenschmerz« kaum anwendbar sind. Als Präventionsziele werden heute definiert: » Eine »Entmedikalisierung« von Rückenbeschwerden – d. h. die Vermittlung von Informationen, dass es sich bei unspezifischen Rückenbeschwerden in der Regel nicht um eine gefährliche Krankheit, sondern » Bücken und Drehen » Material- und Klientenbewegung: Heben, Tragen, Schieben, Ziehen » Psychosoziale Arbeitsplatzbelastungen (Arbeitszufriedenheit, soziale Unterstützung am Arbeitsplatz) Physiologische Einflussgrößen: Muskelkraft, Haltung, Topographie » Körperliche Fitness (inkonsistente Ergebnisse) * » Rumpfmuskelstärke (inkonsistente Ergebnisse) * » Beweglichkeit der Wirbelsäule (inkonsistente Ergebnisse) * » Ausdauer der Rumpfmuskulatur (inkonsistente Ergebnisse) * » Sitzende Körperhaltung während der Berufsausübung *Daten aus Querschnittstudien | Quelle: Weißbuch Prävention 2007/2008 – Beweglich? Muskel-Skelett-Erkrankungen – Ursachen, Risikofaktoren und präventive Ansätze

31 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 gemeinsamen Weiterentwicklung der »Präventiven Rückenschulen« geschlossen und die Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) gegründet. Die gemeinsame Aufgabe war die Vereinheitlichung von Zielen, Inhalten, Methoden und Zielgruppen sowie die Erarbeitung eines modular aufgebauten Konzepts für die Neue Rückenschule. Im Jahr 2006 veröffentlichte die (KddR) ein Curriculum für die Fortbildung von Rückenschullehrenden. In den folgenden acht Jahren erlangte das Curriculum bei den gesetzlichen Krankenkassen eine hohe Wertschätzung und die Verbände setzten ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Qualitätssicherung konsequent fort. Ab 2018 sank in den Verbänden das allgemeine Interesse an der KddR. Diese Entwicklung wurde durch einschneidende Veränderungen in der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) beschleunigt. So forderte z. B. die ZPP für die Anbieterqualifikation im Handlungsfeld Bewegung nicht mehr die Verlängerung einer Rückenschullizenz. Während der Corona Pandemie traten mehrere Verbände (BBGS, IFK, VPT, DVGS, Physio Deutschland) aus der KddR aus. Im Jahre 2022 waren der BdR e. V., der DGymB und das Forum Gesunder Rücken – besser leben e. V. noch Mitgliedsverbände in der KddR. Da mit dem Ausscheiden der anderen fünf Verbände, die von der KddR angestrebte Gründung und Weiterentwicklung des Netzwerkes Rückengesundheit nicht mehr möglich ist, hat sich der BdR dazu entschlossen, die Initiative für das Netzwerk zu übernehmen. Der BdR möchte die hohen finanziellen und personellen Investitionen in die KddR erhalten und lädt alle Experten auf dem Gebiet der Rückengesundheit zielorientiert zu einer konstruktiven Mitarbeit ein. Unser gemeinsames Ziel: Förderung der Rückengesundheit auf den verschiedensten Präventions- und Interventionsebenen. Dabei ist die Studienlage eindeutig: Multimodale Rückengesundheitskonzepte bilden die beste Grundlage für die gewünschte Wirksamkeit. Eine interprofessionelle Zusammenarbeit ist deswegen unerlässlich. Die erste Maßnahme des BdR-Netzwerkes Rückengesundheit bestand in der Etablierung einer Curriculums Kommission zur Aktualisierung des KddR-Curriculums zur Fortbildung von Rückenschullehrern. FAZIT Rückenschmerzen gehören nach wie vor zu den Gesundheitsproblemen mit gravierenden individuellen und sozioökonomischen Konsequenzen. Insbesondere der Anteil von Patienten mit chronischen Beschwerden hat einen hohen Leidensdruck und ist für den überwiegenden Teil der anfallenden Kosten verantwortlich. Moderne Präventionsansätze fokussieren daher weniger auf die Verhinderung von Rückenschmerzepisoden, sondern versuchen den Übergang von akuten Beschwerden in einem chronischen Verlauf zu unterbinden. Nach dem Konzept des biopsychosozialen Risikofaktorenmodells richten sich sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Interventionen auf die Beseitigung von physischen, psychologischen und sozialen Risikofaktoren. Dabei kann insbesondere die Wirksamkeit von bewegungsbezogenen Maßnahmen und, bei bereits von Rückenschmerzen betroffenen Personen, von multidisziplinären Ansätzen mit wissenschaftlichen Studienergebnissen belegt werden. 3.2 Von der KddR (Konföderation der deutschen Rückenschulen) zum BdR-Netzwerk Rückengesundheit Ausgangssituation Ende der 1990er-Jahre stand die »Klassische Rückenschule« mit ihrer biomedizinischen Ausrichtung und der strengen Dichotomisierung von richtigem und falschem Haltungs- und Bewegungsverhalten in der Kritik. Kritisiert wurden vor allem die fehlenden Wirksamkeitsnachweise, mangelnde Qualitätssicherung und die unzureichende Berücksichtigung biopsychosozialer und gesundheitspädagogischer Aspekte. Vor diesem Hintergrund sahen die neun führenden deutschen Rückenschul- und Bewegungsfachverbände einen hohen Handlungsbedarf. Im Jahre 2004 wurde mit Unterstützung der Bertelsmann-Stiftung ein Kooperationsvertrag zwischen den Verbänden zur

32 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Erleben der Wirksamkeit » veränderter ergonomischer Bedingungen in Alltag, Freizeit und Beruf. » veränderter Haltungs- und Bewegungsformen. » von Transferleistungen in Freizeit, Alltag und Beruf (Steigerung von Handlungskompetenz) (KddR, 2006). 3.2.2 Inhalte der »Präventiven Rücken- schule« unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisprävention » Körperwahrnehmung und Körpererfahrung » Training der motorischen Grundeigenschaften » Entspannung und Stressmanagement » Kleine Spiele/Spielformen und Parcours » Haltungs- und Bewegungsschulung » Wissensvermittlung und Information » Strategien zur Schmerzbewältigung » Verhältnisprävention » Einführung in die Arbeitsplatzergo- nomie, unter anderem Büroergonomie (zum Beispiel Bürostuhl, Bürotisch, Stehpult, Computermonitor, Tastatur, Mouse, Handballenauflage, Vorlagen- halter, Fußstütze, Beleuchtung) » Verhältnisprävention im Haushalt, wie zum Beispiel rückengesunde Küche oder Bügelstation » Sitzen im Auto, Anwendung und Nutzen von rückengesunden Autositzen 3.2.1 Ziele der »Präventiven Rückenschule« Das allgemeine Anliegen und Vorhaben der Rückenschule ist die Förderung von Rückengesundheit und die Prävention von chronifizierten Rückenbeschwerden. Definition Rückengesundheit Rückengesundheit ist, auf Basis des biopsychosozialen Modells des Rückenschmerzes, des SalutogeneseModells und der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit ICF, dann gegeben, wenn Menschen möglichst wenig Rückenschmerzen haben beziehungsweise auftretende oder bestehende Rückenschmerzen sie in ihrer funktionalen Gesundheit nicht beeinträchtigen und sie in Bezug auf ihr Wissen, ihre Einstellung und ihre individuelle Handlungsfähigkeit zur Führung eines gesundheitsförderlichen aktiven Lebensstils befähigt sind. Auf dieser Basis und in Anlehnung an die aktuellen Europäischen Leitlinien zur Prävention von Rückenschmerzen orientieren sich Zielsetzung und Inhalte an den für die Prävention formulierten Kernzielen bewegungsbezogener Gesundheitsprogramme (GKV 2006, Pfeifer 2004, Brehm & Sygusch 2003, Bös & Brehm 1998), wie die » Stärkung der physischen Gesundheits- ressourcen » Stärkung der psychosozialen Gesundheitsressourcen » Verminderung von Risikofaktoren » Aufbau von und Bindung an gesundheitsorientierte Aktivität » Sensibilisierung für haltungs- und bewegungsförderliche Verhältnisse Dieses die Verhältnisprävention betreffende Lernziel wird wie folgt beschrieben:

33 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 3.3.1 Ziele und Einführung in das Thema Die Information soll Sie als zukünftigen Experten für Ergonomie und Rückengesundheit befähigen, ganzheitlich auf mögliche Ursachen und Wirkungszusammenhänge bei der Entstehung von Rücken-Problemen zu schauen. Dieses Lernmodul vermittelt Ihnen wichtige Begriffe im Zusammenhang mit psychologischen Fragestellungen. DEFINITION DES BEGRIFFS ERGONOMIE GEMÄSS TRBS 1151 Ergonomie umfasst die gesamte menschengerechte Arbeitsplatzgestaltung, also sowohl physische, psychische als auch physikalische Bedingungen. 1TRBS ist die Abkürzung für Technische Regel für Betriebssicherheit. Die hier zitierte Definition ist dem Blatt »Gefährdungen an der Schnittstelle Mensch-Arbeitsmittel – Ergonomische und menschliche Faktoren, Arbeitssystem« entnommen (siehe auch www.agr-ev.de – Mein AGR). BEISPIEL Sie beraten an einem Bildschirmarbeitsplatz und stellen fest: Alle Arbeitsmittel werden nach den Prinzipien der Ergonomie angeordnet und die Körpermaße des hier arbeitenden Menschen berücksichtigt. Dennoch stimmt etwas nicht. Etwas, was sich auf den ersten Blick oder mit Messmitteln nicht nachweisen lässt: Die Organisation ist mangelhaft, weil ständig unter Zeitdruck gearbeitet wird. Ruhiges Arbeiten ist nur morgens bis 7 Uhr oder abends ab 17 Uhr möglich. Die lauten Gespräche der Kollegen im selben Raum lenken permanent von der eigenen Tätigkeit ab. Fehlende Konzentration führt zu Fehlern und Mehrarbeit, weil man etwas vergessen hat, zu Ärger und Frustration. An diesem Beispiel wird deutlich: Wer bei einer Arbeitsplatzbegehung als Experte für Ergonomie und Rückengesundheit diese Einflussgrößen für gesunde Arbeit nicht mitbedenkt, wird möglicherweise falsche, auf jeden Fall unvollständige Rückschlüsse ziehen. » Sitzen auf dem Fahrrad, Kriterien für ein rückengesundes Fahrrad » Liegen im Bett, Kriterien für ein rückenfreundliches Bettsystem » Einsatz von Hebe- und Tragehilfen » fußgerechte Schuhe » Einsatz von Hilfsmitteln, zum Beispiel Keilkissen, LWS/Lordose-Kissen, Lagerungshilfen » Nutzen und Anwendung von Ruhemöbeln » Vorstellung von Life-Time- Sportarten » Gruppen- und Einzelgespräche » Evaluation 3.3 Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt Arbeits- und Lebensbedingungen haben Auswirkung auf die physische und psychische Gesundheit. Physische und psychische beziehungsweise sozialpsychologische Faktoren wirken zusammen, wenn es um die Voraussetzungen für das eigene Wohlbefinden geht. Sie lernen im Fernlehrgang, wie sich physiologische Verhältnisse durch Ihre Beratungsleistung verbessern lassen. Sicher und dauerhaft gesund zu arbeiten und zu leben, schließt psychisch gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen mit ein. Um Ihnen einen ganzheitlichen Blick zu ermöglichen und auch Grenzen für die Beratungstätigkeit als Experten für Ergonomie und Rückengesundheit der Aktion Gesunder Rücken e. V. aufzuzeigen, bieten wir Ihnen dieses Modul zum Studium an. Das Modul ist nicht prüfungsrelevant.

34 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Lösungen bei psychischen Belastungen Erreichen wir bei der ergonomischen hardwarebezogenen Beratung zur Gestaltung des Arbeitsplatzes direkten Erfolg, so ist solch ein unmittelbarer Effekt bei fast allen organisatorischen, kommunikativen und sozialen Fragestellungen ausgeschlossen. Das macht es jedoch nur scheinbar schwierig, hier Lösungen zu finden. Seien Sie versichert: Lösungen für psychische Belastungen stecken immer im System selbst. Sie kosten selten viel Geld. Vielmehr geht es um Regeln der Zusammenarbeit, um den richtigen Ton, um bessere Prozessplanung. Oftmals bedarf es einer neuen Vereinbarung unter den Kollegen, beispielsweise für eine stille Stunde, in der man nicht gestört wird. Oder an das Verwenden von Headsets, die zu leiserem und disziplinierterem Sprechen veranlassen – ideal für Gruppenbüros. Bei dauerhaft stressigen Zuständen oder Zeitdruck, der scheinbar billigend in Kauf genommen wird, stecken die Lösungen im Gesamtsystem. Da durch Zeitdruck auch mehr Fehler entstehen als ohne, haben alle etwas davon, zu schauen, an welcher Stelle sich Zeitdiebe eingeschlichen haben, die gemeinsam besprochen und behoben werden können. Dies kann sich auf eine optimalere Schichtplanung beziehen, auf das Respektieren von Frühaufstehern und Spät-ins-Bettgehern oder auf familiäre und verkehrstechnische Situa- tionen. Risiken & Nebenwirkungen in der Beratung Ob Sie sich im Themenfeld psychische Belastungen intensiv einbringen, sich gemeinsam mit einem Im ganzheitlichen Beraten für gesunde Arbeit dürfen Sie durchaus Fragen nach organisatorischen, kommunikativen oder sozialen Kriterien stellen. So, wie sie beispielsweise im Beobachtungsinterview des »Screening Gesundes Arbeiten« auch abgefragt werden. Um Ihnen einen leichten Zugang zu den Aspekten psychischer Belastungen zu ermöglichen, dient eine Art »Steckbrief« als nützliche Moderationshilfe. Hiermit können Sie zumindest schlagwortartig auch Stressoren abfragen, die nicht unmittelbar sichtbar sind. Verdichtet sich die Wahrnehmung, dass im Bereich Organisation, Kommunikation und soziale Beziehungen Handlungsbedarf besteht, empfiehlt es sich – beispielsweise mit der Methode »Screening Gesundes Arbeiten« – detaillierter nachzufassen. Lautet der Auftrag »Überprüfen und beraten Sie, dass meine Leute rückenfreundlich sitzen, stehen und sich bewegen können«, ist ein einfacher Steckbrief eine effiziente Methode, dem Auftraggeber einen ersten Eindruck mitzuteilen. Ziel des Steckbriefs ist auch, Ihre Arbeit vor Ort zu dokumentieren. Ihr Auftraggeber möchte wissen, was Sie wo getan haben. Ein übersichtlicher Vordruck für die Notizen, was Sie vor Ort gesehen haben, ist auch für eine spätere transparente Nachverfolgung von Verbesserungen – auch im Sinne des Qualitätsmanagements – sinnvoll. METHODIK Eine Beschreibung zum Umgang mit der Methode »Steckbrief für das Wohlbefinden« oder »Belastungs-Check für Bildschirmarbeit« finden Sie unter www.agr-ev.de /Mein AGR oder auf www.ergonomiecampus.de Tipp

35 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 gemeint, was körperliche Auswirkungen hat, so beziehen sich psychische Faktoren sowohl auf körperliche Auswirkungen (Symptome) als auch auf mentale Auswirkungen als direkte Wirkung. » Im Blick psychischer Belastungen sind dabei Aspekte der gemeinsamen Kommunikation: »Stehen Ihnen rechtzeitig alle Informationen zur Verfügung?« oder »Wissen Sie vor Arbeitsbeginn, wie Ihr Auftrag lautet und was es zu tun gibt?«. » Auch soziale Beziehungen spielen eine wichtige Rolle: »Können Sie sich bei auftretenden Störungen unterstützen lassen?« oder »Ändern sich alle sechs Monate die Zusammensetzung Ihrer Arbeitsgruppe?«. » Organisatorische Aspekte sind ebenfalls wichtig: »Besteht die Arbeitsaufgabe aus Teiltätigkeiten, die sich alle 10 Minuten wiederholen?« oder »Können Sie Kurzpausen selbst planen und nehmen?«. FAZIT Die Kommunikation, soziale Beziehungen und die Organisation entscheiden darüber, ob in einem Betrieb die Gesundheit positiv oder negativ beeinflusst wird. Das INQA-Verfahren »Screening gesundes Arbeiten (SGA) – Ermitteln von physischen und psychischen Risiken – Gesünder arbeiten« unterstützt den Experten für Ergonomie und Rückengesundheit bei der Anwendung dieser Erkenntnisse im Betrieb. 2INQA = Initiative Neue Qualität der Arbeit. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) in Berlin (BMAS) Psychische Anforderungen können zu positiven oder negativen Beanspruchungsfolgen führen. Langfristige psychische Beanspruchungen (körperliche, innere Wirkung) können positive Auswirkungen haben, zum Beispiel: Betriebsarzt, einer Fachkraft für Arbeitssicherheit oder mit zusätzlichen externen Spezialisten vertiefend anbieten, hängt von Ihrer eigenen Weiterqualifizierung und Befähigung und natürlich von den Wünschen des Betriebes ab. Wozu Sie auf jeden Fall verpflichtet sind, ist, zu notieren, wenn Ihnen zurückgemeldet wird, dass es nicht der Stuhl allein ist, der Rückenbeschwerden verursacht, sondern zum Beispiel die ungeregelte Zuständigkeit, die zu Mehrarbeit und Missverständnissen führt. Dieses zu notieren (Dokumentation im Sinne §5 des Arbeitsschutzgesetzes) bedeutet für Sie nicht, dass Sie verpflichtet sind, eine fertige Lösung aus dem Ärmel zu schütteln. Anregungen hierzu erhalten Sie im Wissensspeicher des Leitfadens »Screening Gesundes Arbeiten«. FAZIT Erkennen und Notieren der möglichen Ursachen für psychische Belastungen sind wichtig. Das Beschreiten eines Problemlösungsweges sollten Sie als Experte für Ergonomie und Rückengesundheit anregen. 3.3.2 Vokabular zu psychischen Belastungen Psychisch herausgefordert zu sein ist wichtig. Wir brauchen psychisch anspruchsvolle Aufgaben – einen äußeren mentalen Reiz –, um unsere physiologischen Veranlagungen zu fördern. Folgende Aussagen sind dabei von Bedeutung: » Der Mensch braucht die Auseinandersetzung mit psychisch anspruchsvollen Aufgaben, denn sie sind der Motor für die menschliche Entwicklung. » Jede Tätigkeit erfordert eine geistige und körperliche Anstrengung. » Im Arbeitsprozess ist der Arbeitgeber laut § 3 Absatz 1 Arbeitsschutzgesetz dafür verantwortlich, physische und psychische Gesundheit zu erhalten. » Wird unter physischer Gesundheit alles

36 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 ist. Hierbei entsteht das Gefühl, die (Qualität der) Arbeit nicht mehr zeitgerecht bewältigen zu können. BEISPIEL In einer Personalabteilung sollen innerhalb eines Tages 100 Antwortschreiben von einer Person erstellt und abgeschickt werden. Die betroffene Sachbearbeiterin ist neu und hat nur geringe Erfahrung im Umgang mit dem PC. Die Aufgabe scheint für sie nicht ausführbar zu sein und erzeugt Stress. Positiver Stress wird als emotionale und psychophysiologische Reaktion auf günstige und förderliche Aspekte der Arbeit gesehen. Die hohe Aktivierung wird als Herausforderung erlebt, die sich gut oder gar spielend bewältigen lässt. BEISPIEL Ein Kandidat in einem Assessment, was für ihn – aus seiner Sicht – gut läuft. Psychische Ermüdung Psychische Ermüdung kennzeichnet den Zustand der Erschöpfung, der nach längerer Ausführung der Tätigkeit und oder auch ständiger erhöhter Aufgabenschwierigkeit entstehen kann. Der Reiz ist immer derselbe, die mentale und physische Anstrengung ist hoch. BEISPIEL Über einen 8-Schicht-Tag ständige hohe Aufmerksamkeit für informationshaltige, bilddarstellende Monitore aufwenden, ständige PC-Arbeit, wie z. B. in Leitständen, im Börsenbereich und beim Objektschutz. Monotonie Monotone oder einseitige Tätigkeiten versetzen den Menschen in einen Zustand der Langeweile. Der fehlende Reiz, der Wechsel zwischen belastenden und entlastenden Aufgaben führt zur Verminderung der Aufmerksamkeit. Durch diesen Mangel an äußeren Reizen werden Ermüdung, Apathie oder ein DahinDämmern (Dösen) ausgelöst. Monotonie ist jedoch » gute Leistungsfähigkeit » erhöhte Widerstandsfähigkeit des gesamten Organismus » Befriedigung » geistige Beweglichkeit » Flexibilität und Kreativität » lebenslanges Lernen » hohe Lebenserwartung » Vorbeugung vor frühzeitiger Altersdemenz Langfristige psychische Beanspruchungen können negative Auswirkungen haben, zum Beispiel: » geringe Leistungsfähigkeit » Unzufriedenheit » geistige Unbeweglichkeit und Beharrungsvermögen » Angst vor Veränderung » niedrige Lebenserwartung » fehlendes Selbstwertgefühl » Altersdemenz (Quelle: TU Dresden, Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie 2004) Häufig verwendete Begriffe und deren Definition Stress Negativer Stress wird als emotionale und psycho- physiologische Reaktion auf ungünstige und schädliche Aspekte der Arbeit gesehen. Stress ist ein Zustand, der durch hohe Aktivierung gekennzeichnet

37 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 gefühllos, abgestumpft und zynisch. Bei fehlender Bewältigungsstrategie steigt gleichzeitig das Minderwertigkeitsgefühl und der Eindruck eines schwachen beruflichen Selbstwertes. Dies alles führt zu dem Gefühl ausgebrannt zu sein. 3.3.3 Diagnosegruppen In der Diagnosegruppe »Krankheiten der Muskeln, des Skeletts und des Bindegewebes« verzeichnet die Gesundheitsberichtserstattung des Bundes immer noch den höchsten Anteil an Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage). Der Produktionsausfall im Zusammenhang mit Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, die hiermit verbundene Doppel- und Mehrfachbelastung noch tätiger Kolleginnen und Kollegen und das eigene persönliche Leid erfordern einen vertiefenden Blick auf die Ursachen. Die Statistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bezieht sich auf Daten von 2020. Danach stehen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes mit 23,4 Prozent immer noch an erster Stelle aller Diagnosegruppen. Gleichzeitig ist festzustellen, dass die Anzahl an Abwesenheitstagen aufgrund psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen steigt. In der Ausgabe 2020 »Arbeitswelt im Wandel« der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin wird festgestellt: »Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen liegen bei 12,8 Prozent.« Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) führt dazu in seinem Jahresbericht 2008 aus: »Diese Ergebnisse werfen allerdings auch die Frage auf, ob es sich bei der deutlichen Abnahme der muskuloskelettale Erkrankungen und der massiven Zunahme der AU-Fälle in der Kategorie »Psychische und Verhaltensstörungen« (…) um ein Artefakt besonderer Art handelt: So ist einerseits vorstellbar, dass die Bereitschaft und Fähigkeit, eine psychische Störung als solche zu diagnostizieren, sich bei Ärztinnen und Ärzten verändert hat. Dass es einen Zusammenhang zwischen psychischen Beanspruchungen und Rückenbeschwerden gibt, wurde mit einer repräsentativen Stichprobe vom vierten »European Work Conditions Survey« ermittelt. ein flüchtiger Zustand, der automatisch nicht in eine Erkrankung mündet. Dieser Zustand wird sofort aufgelöst, sobald sich die Arbeitsaufgabe ändert, ein neuer (Aufmerksamkeits-)Reiz gesetzt wird. BEISPIEL Wiederholtes Einlegen von Bauteilen in einen Karton. Psychische Sättigung Psychische Sättigung kennzeichnet einen Zustand unlustbedingter Gereiztheit. Häufig ist dieser mit Ärger verbunden. Äußere Kennzeichen sind bekannt – vom verkniffenen, begrenzten Blick und der gerunzelten Stirn bis hin zum gebeugten, verspannten Nacken. Psychische Sättigung tritt auf, wenn die Arbeit keinem erkennbaren Ziel dient, also aus Sicht des Betroffenen sinnlos ist. Ebenso führen unüberbrückbare Unterschiede und Störungen zwischen der gewünschten Qualität einer Arbeitsaufgabe und den eigentlichen Zielen des Ausführenden zu Überdruss und Unwillen. BEISPIEL Über längere Zeiträume hinweg ständig hohe Leistungserbringung, die keine Korrektur und Reflexion des eigenen Tuns ermöglichen. Burn-out Zustand, der charakterisiert ist durch wahrgenommene geistige, emotionale und/oder physische Erschöpfung, eine distanzierte Einstellung zur eigenen Arbeit und durch eine wahrgenommene reduzierte Leistungsfähigkeit, resultierend aus einer längerfristigen Exposition gegenüber psychischen Belastungen, die bereits kurzfristig zu beeinträchtigenden Effekten führt. (Quelle: DIN SPEC 33418 zur Erläuterung der DIN EN ISO 10075-1:2000-11) Das heißt, die Erschöpfung äußert sich in einem anhaltenden Gefühl der Überforderung. Dadurch ist nur schwer eine Entspannung oder Erholung möglich. Es kommt zur Unfähigkeit sich zu erholen, der Schlaf ist gestört. Distanziert sich ein Beschäftigter nach und nach von seiner Arbeitstätigkeit, so zeigt er sich

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