Fernlehrgang Leseprobe

165 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Bei den Ein- und Durchschlafstörungen liegen oftmals psychische Gründe vor, aber auch ein falscher Umgang mit dem Schlaf kann die Ursache sein. Selbstverständlich muss immer ausgeschlossen werden, dass eine bisher nicht erkannte körperliche Ursache zur Schlafstörung führt. Weiterhin können psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, den Schlaf erheblich stören. Viele Betroffene kommen mit dem Symptom der Tagesmüdigkeit zum Hausarzt, obwohl sie ausreichend und für ihr Gefühl auch gut schlafen. Manchmal kommt es sogar vor, dass diese Klienten während der Arbeit oder sogar im Straßenverkehr ungewollt einnicken. Meist findet sich eine körperliche Ursache, die dazu führt, dass der Schlaf wiederholt kurz unterbrochen wird. Diese kurzen Unterbrechungen werden vom Schläfer nicht wahrgenommen, sie sorgen aber dafür, dass der Schlaf nicht erholsam ist. Hauptursache hierfür sind meist die sogenannten Schlaf-Apnoen. Darunter versteht man wiederholte, kurze Atemaussetzer während des Schlafens, die meist mit Schnarchen verbunden sind. Nicht selten sind aber auch unwillkürliche Beinbewegungen die Ursache für Tagesmüdigkeit (Restless-Legs-Syndrom). Schließlich kann ebenso die Schlaf-Wach-Regulierung im Gehirn selbst gestört sein, wie dies bei der Narkolepsie („Schlummersucht“) der Fall ist. Auch eine unphysiologische Schlaflagerung durch ein falsches Bett und/oder raumklimatisch ungünstige Faktoren (zu warm, zu kalt) können zu einem gestörten Schlaf beitragen. Tagesmüdigkeit am Arbeitsplatz, insbesondere bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten, kann vermindert werden, wenn längeres Sitzen durch Stehen und Gehen unterbrochen wird; man spricht hier von der Sitz-Steh-Dynamik, die von Arbeitsmedizinern generell empfohlen wird. Dasselbe gilt auch für zu langes Sitzen im Auto. Ausreichende Bewegungspausen sind erforderlich, um ein Einschlafen am Steuer zu vermeiden. Wenn der Schlaf an sich zwar in Ordnung ist, er aber zur falschen Zeit auftritt, spricht man von einer Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung. So bringen zum Beispiel Langstreckenflüge den normalen Schlaf-WachRhythmus kurzzeitig durcheinander (Jetlag). Auch bei Schichtarbeit kommt es zu Verschiebungen der Schlafphase, die häufig eine Behandlung notwendig machen. Dies trifft auch auf weitere Störungen der sogenannten Inneren Uhr zu. So kann es bei Morgen- oder Abendtypen zu deutlicher morgendlicher oder abendlicher Müdigkeit kommen. Als Parasomnien werden alle Erkrankungen zusammengefasst, bei denen während des Schlafs oder beim Übergang vom Schlafen zum Wachsein eine Störung auftritt. Am bekanntesten ist das Schlafwandeln, das seine Ursache in einem unvollständigen Erwachen hat. Andere typische Begleitstörungen des Schlafes sind nächtliches Aufschrecken, Zähneknirschen oder Alpträume. Therapeutisch ist zunächst einmal der Betroffene selber gefordert. Erstaunlicherweise bringen bereits Informationen über den gesunden und gestörten Schlaf bemerkenswerte Fortschritte. Geeignet hierzu ist eine entsprechende Lektüre. Spezielle Maßnahmen der Schlafhygiene und bestimmte Regeln zur SchlafWach-Strukturierung können wieder zu einem ruhigeren Nachtschlaf verhelfen. Wichtig sind entspannende Verfahren, wie zum Beispiel Autogenes Training. Nur wenn diese Maßnahmen nicht greifen, können befristet medikamentöse Behandlungen eingesetzt werden. Der Betroffene kann sich entweder an seinen Hausarzt oder direkt an ein Schlafmedizinisches Zentrum wenden4. Die „technischen Experten“ sagen einiges darüber, wie nun das richtige Bett auszusehen hat, aber ganz einig sind sie sich nicht. Die wissenschaftliche Schlafforschung dagegen hat dieses Thema völlig vernachlässigt. Sie kann lediglich aus den Ergebnissen schließen, worauf und wie sich’s gut schläft.“ Quelle: Prof. Dr. Dr. Jürgen Zulley, Regensburg 4Eine Übersicht der deutschen Schlaflabore finden Sie im Internet unter www.dgsm.de Ein Drittel des Lebens verbringen wir im Schlaf. Ohne Regeneration gibt es keine Aktivität.

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