Fernlehrgang Leseprobe

244 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 Ergonomische Standards spielen in erschreckender Weise bei der heutigen Schulmöbelbeschaffung kaum eine Rolle, sehr wohl dagegen ökonomische. Ein gewöhnlicher Bildschirmarbeitsplatz kann einige tausend Euro kosten, zum Wohle des Mitarbeiters und als Voraussetzung für seine Produktivität. Ein Schülerarbeitsplatz darf in der Regel keine 250 Euro kosten. Einsparungen, die später sehr teuer zu Buche schlagen werden. Diese Fakten sind vor allem deshalb alarmierend, weil die Vernachlässigung in einer Altersphase zum Tragen kommt, in der sich sensible Wachstumsprozesse abspielen und die Wirbelsäule für Schädigungen besonders anfällig ist. Erschwerend kommt hinzu, dass schon Kinder im Grundschulalter heutzutage deutlich länger sitzen als vor 20 Jahren – im Durchschnitt etwa neun Stunden täglich – und der damit einhergehende Bewegungsmangel ihre organische Entwicklung schädigen kann. Die Folge: Eine größere Anfälligkeit für Belastungen, wie sie zum Beispiel durch das Sitzen entstehen. Vorhandene Schäden zu korrigieren ist schwer, Therapien sind sehr aufwendig und kostenintensiv. Deshalb sind verhütende und vorbeugende Maßnahmen nicht nur vernünftig, sondern unumgänglich. Bedauerlicherweise werden diese Erkenntnisse nur selten in präventive Überlegungen, wie die Anschaffung ergonomischer Arbeitsplätze von Kindern und Jugendlichen, mit einbezogen. 12. Schwerpunktthema: Produkte für Kinder und Jugendliche KURZ & KNAPP Die Anatomie, das Bewegungsbedürfnis und die typischen Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen werden beleuchtet. Ziel ist, ein gesundes Wachstum zu ermöglichen. 12.1 Sitz- und Schreibtischmöbel 12.1.1 Die Bedeutung Es gibt gesicherte Erkenntnisse darüber, dass unzureichende Arbeitsmöbel sowie statisch-passives Arbeitsverhalten das Leistungsvermögen des Sitzberuflers nachhaltig beeinträchtigen und die Gesundheit langfristig schädigen können. Dementsprechend sind heute die ergonomischen Anforderungen an Bildschirmarbeitsplätze in entsprechenden arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen klar definiert und als Gesetz verankert. Der „Arbeitsplatz“ von Kindern findet dagegen bisher in keiner Verordnung angemessene Berücksichtigung. Und das, obwohl mehr und mehr Kinder und Jugendliche bereits unter Rückenproblemen leiden, mit steigender Tendenz. Das ist, in jeder Hinsicht, ein gesellschaftliches Warnsignal. Der Arbeitsplatz des Kindes: Ein Belastungspaket mit „Zeitzünder“. Vorbildlich: Die Einheit von Tisch und Stuhl, von Dynamik und Ergonomie!

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