AGR aktuell Ausgabe Herbst 2022

Neues aus der Verhältnisprävention 34 AGR aktuell 2022/68 | Aktion Gesunder Rücken e. V. >> Vom Headmover zum Eyemover Eine erweiterte Betrachtung der Bildschirmarbeit Christof Otte I Haider Bioswing GmbH Die visuellen Informationen und damit die Blickziele mit der einhergehenden Verlagerung der Blickachse spielen eine entscheidende Rolle bei der Körperorientierung im Raum. Der Blick ist die visuelle Achse im Raum, zusammengesetzt aus der Position des Auges relativ zur Umgebung und zum Kopf sowie die Position des Kopfes relativ zur Umgebung und damit auch relativ zum restlichen Körper. Die Netzhaut im Auge ist für die dynamische Haltungskontrolle wichtig, weil dort das visuelle Raumorientierungssystem seinen Ausgangspunkt hat . Hinzu kommen die Spannungsinformationen der äußeren Augenmuskeln. So kann eine Vibrationsstimulation der äußeren Augenmuskeln eine Bewegungsillusion der Augen mit dem Eindruck einer visuellen Zielobjektverschiebung und entsprechend veränderten Körperhaltungen hervorrufen. Kopplung von Wirbelsäulen- und Augenmotorik Die Informationen aus den Meldeorganen des Bewegungsapparates (insbesondere der Wirbelsäulenmuskulatur), der Gleichgewichtsorgane im Innenohr und der Augen werden auf Ebene des Hirnstammes integriert. So sind die äußeren Augenmuskeln und die äußeren Muskeln der tiefen Wirbelsäulenschicht gleichsinnig angesteuert , ebenso die inneren Augenmuskeln und die inneren Muskeln der tiefen Wirbelsäulenschicht . Die äußeren und die inneren tiefen Muskelsysteme der Wirbelsäule bilden jeweils ein gleichsinniges Bewegungsmuster, wenn die Bewegungsrichtung von den Augen vorgegeben wird. Die Augenmotorik stellt somit eine Möglichkeit dar, die nicht willentlich aktivierbare Wirbelsäulenmuskulatur indirekt willkürlich über die Augenbewegungen zu beeinflussen. Wird die Bewegung jedoch von einer Kopfdrehung vorgegeben, kehren sich die Verhältnisse um: Eine Drehung des Kopfes nach rechts bewirkt eine Augenbewegung in die entgegengesetzte Richtung, also nach links (der Blick bleibt auf das Ziel gerichtet). Dies trägt dazu bei, dass die Augen einen Fixpunkt bei einer sich verändernder Kopfposition halten können. Konsequenzen motorischer Funktionsstörungen Eine Spannungsstörung der äußeren Augenmuskeln, wie zum Beispiel durch eine chronische Blickausrichtung auf einen Monitor (chronische Blickfixierung in der Nähe), kann zu einem fehlerhaften Körperhaltungsprogramm mit zum Beispiel immer wiederkehrenden, schmerzhaften Funktionsstörungen der Wirbelsäule führen. Die motorische Steuerung und Regelung der Augen (Okulomotorik) sowie der Wirbelsäule (Vertebralmotorik) sind funktionell eng miteinander verschaltet. Dieses Zusammenspiel beider motorischer Systeme wird als Visuomotorik bezeichnet. Zusammen mit dem Gleichgewichtssystem (vestibulären System) sind diese maßgeblich für das körperhaltungsregulierende System verantwortlich. Durch langandauernde monotone Tätigkeiten an Bildschirmarbeitsplätzen kann es leicht zu sich gegenseitig bedingenden Funktionsstörungen dieser motorischen Systeme kommen. Schematische Darstellung der Kopplung der Wirbelsäulen- und Augenmotorik (= Visuomotorik) in den Kerngebieten des Gleichgewichtsnervs

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Mzcy