Kinder werden mit dem Tag des Schuleintritts nicht nur "ein-geschult" sondern auch "ein-gestuhlt". Sie verbringen durchschnittlich zehn Stunden am Tag - inklusive der Freizeit - im Sitzen. Internationale Experten bescheinigen den heutigen "Arbeitsplätzen" von Kindern und Jugendlichen in der Schule und in der Freizeit keine guten Noten. Für Bewegung bleibt außerdem immer weniger Platz. Dauersitzen in Verbindung mit Bewegungsmangel sind jedoch besonders gesundheitsgefährdend. Gerade dem heranwachsenden Organismus fehlen dadurch wichtige Bewegungsreize, die für eine ausgewogene körperliche, geistige und psychische Entwicklung unabdingbar sind. Grundsätzlich ist festzuhalten: Je häufiger sich Heranwachsende vielseitig bewegen, desto besser ist dies für ihre komplexen Entwicklungsprozesse. Es ist auch eine Tatsache, dass die Sitzdauer mit dem Schulalter immer mehr zunimmt. Ein Mehr an Sitz-Zeit verlangt aber auch ein Mehr an Sitz-Qualität.
Viele Sitz- und Schreibmöbel sind nicht höhenverstellbar, insbesondere die in der Schule. Die Stühle weisen vielfach eine starre Sitzfläche auf, die ein statisches Sitzen mit anschließendem Zusammensacken des Oberkörpers („C-Haltung“) zur Folge haben. In Verbindung mit geraden, nicht neigbaren Tischplatten, ergeben sich daraus ungünstige Körperhaltungen mit komplexen gesundheitlichen Folgen.
Da der heranwachsende Organismus besonders anfällig für Fehlbelastungen ist, müssen gerade hier hohe qualitative Standards gegeben sein. Sitz- und Schreibmöbel müssen einerseits den reifungsbedingten Veränderungen der Körperproportionen Rechnung tragen. Andererseits müssen sie den lebendigen Bedürfnissen sich komplex entwickelnder Funktionen entsprechen. Lebendige und in Wechselwirkung stehende körperliche, geistige und psychische Funktionen sind insbesondere im heranwachsenden Alter, auch während des Sitzens, auf regelmäßige Bewegung, bzw. regelmäßige Haltungswechsel angewiesen. Für dieses „lebendige Sitzen“ sind spezielle Sitzmöbeleigenschaften erforderlich, welche die natürlichen und tätigkeitsabhängigen Haltungsveränderungen nicht einengen, sondern sie kontinuierlich und wirkungsvoll unterstützen.
Die immer wieder zu beobachtende natürliche „Sitzunruhe“ von Kindern ist beispielhaft (!). Auch wenn von Erwachsenen meist missverstanden und häufig als „hyperaktiv“ fehlgedeutet, das unruhige Hin- und Herrutschen oder „kippeln“ auf dem Stuhl ist – in den meisten Fällen - ein gesunder und spontan ausgelebter Bewegungsdrang. Heranwachsende handeln damit intuitiv und bedarfsgerecht, damit ihre komplexen Entwicklungsprozesse eine angemessene Unterstützung erfahren. Dieses "lebendige Sitzen" (variabler und unbewusster Wechsel von Sitzpositionen) sorgt dafür, dass sich die vitalen, in Wechselwirkung stehenden physischen, geistigen und psychischen Funktionen des menschlichen Systems spontan entfalten können und nicht unterdrückt werden. Wir können von den Sitzverhaltensweisen der Kinder lernen, wie ergonomische Sitzmöbel, die sich nicht nur an den Körpermaßen sondern auch an den lebendigen Funktionen des Menschen orientieren, beschaffen sein sollten. Wir brauchen Sitzmöbel, die für die Bewegung gemacht sind und nicht für starres Sitzen!
Stuhl und Tisch müssen eine ausreichende, leicht anwendbare und verschleißfreie Höhenverstellung für alle Körperhöhen ermöglichen. Dies kann durch eine Anpassung in Stufen oder besser stufenlos erfolgen. Alternativ sollten Aktiv-Stühle für Kinder in verschiedenen Sitzhöhen zur Verfügung stehen, aus denen der passende Stuhl ausgewählt werden kann.
Der Stuhl muss über dynamische Eigenschaften verfügen, welche die intuitiven und tätigkeitsabhängigen Haltungswechsel nicht einengen sondern sie kontinuierlich und wirkungsvoll unterstützen. Das bedeutet, dass die Sitzfunktionen auch die Sitzwinkel autonom unterstützen, die für unterschiedliche Aufgaben erforderlich sind. Dreh- und Angelpunkt ist eine frei fließende Sitzfläche. Der lebendige Organismus steht in einer Beziehung zu seinem Stuhl. Stuhl und die sich spontan selbstorganisierenden Verhaltenserfordernisse des Nutzers stellen ein System dar.
Für die (sitz-)praktische Anwendung stehen verschiedene technische Lösungen zur Verfügung, die unterschiedliche Sitzvariationen und Sitzbedürfnisse unterstützen:
Eine physiologische Sitzhaltung ist nur möglich, wenn Tisch und Stuhl eine Einheit bilden.
Damit eine physiologische Kopfhaltung ermöglicht wird, muss der Tisch eine leichtgängige Neigungsfunktion von mindestens 16° aufweisen. Ein Abrutschen von Gegenständen sollte dabei durch eine spezielle Vorrichtung vermieden werden.
Zur Unterstützung vielfältiger Haltungswechsel ist darüber hinaus ein regelmäßiger Wechsel vom Sitzen zum Stehen zu empfehlen. In der Schule als auch in der Freizeit sollte dieser Forderung Rechnung getragen werden.
Für die Erledigung von Schularbeiten oder auch mal zum Malen muss der Schreibtisch ausreichend Platz bieten. Damit dies gewährleistet ist, sollte eine Fläche von circa 90 x 60 cm (Breite mal Tiefe) zur Verfügung stehen. Wird schon ein PC verwendet, dann lautet die Empfehlung, einen Monitor mit eigener Höhenverstellung zu verwenden, bzw. darauf zu achten, dass sich eine separate verstellbare Monitorhalterung anbringen lässt. Dies dient der besseren individuellen Einstellbarkeit des Arbeitsplatzes und sorgt für eine rückenfreundliche Arbeitshaltung.
Heranwachsende zeichnen sich durch komplexe Entwicklungsprozesse aus. Diese werden entscheidend durch ihr Lebensumfeld und das bedeutet auch durch Schul- und Freizeitmöbel geprägt. Die Forderung nach ergonomischem Mobiliar für Kinder und Jugendliche darf sich inhaltlich nicht mehr nur auf die Anpassung an Körpermaße konzentrieren. Leben bedeutet Bewegung. Und diese Bewegung muss sich auch während längerer Sitzzeiten in Form von natürlichen, für den Nutzer unbewussten, variablen Haltungswechseln – lebendiges Sitzen - realisieren können.
Quelle: Dr. Dieter Breithecker, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e.V., Wiesbaden
Eine wichtige Regel für ergonomisches Sitzen ist die Anpassung der Möbel an die Körpermaße des Nutzers.
Trotz gleichen Alters können insbesondere Heranwachsende sich in ihrer Körperhöhe bis zu 50 cm voneinander unterscheiden. Darüber hinaus werden Jugendliche immer größer. Daher müssen Stuhl und Tisch dem ständigen Wachstum folgen und eine leicht anwendbare und verschleißfreie Höhenverstellung bzw. -anpassung ermöglichen. Ein komplizierter Einstellmechanismus wird in den seltensten Fällen genutzt.
Für Aktiv-Stühle gelten andere Anforderungen.
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Zu Hause möglichst ohne Straßenschuhe, besser mit flachen atmungsaktivem Schuhwerk oder Barfuß am Pult sitzen. Der direkt fühlbare Druck auf den Fußsohlen bewirkt eine bessere Rückmeldung über die physiologische Situation an das Gehirn. Das vollständige Aufsetzen der Füße verbessert die Körperwahrnehmung und damit die Körperhaltung.
1. Zuerst wird der Stuhl angepasst
Die Stuhlhöhe wird so gewählt, dass die Sitzvorderkante etwa der Höhe des unteren Kniescheibenpunktes – im Stehen – entspricht. Im Sitzen ist der Sitzwinkel zwischen Oberschenkel und Rumpf leicht geöffnet: > 90°. Das Hüftgelenk befindet sich oberhalb des Kniegelenks, beide Füße haben vollen Bodenkontakt. Bei voller Nutzung der Sitztiefe darf die Vorderkante der Sitzfläche den Unterschenkel nicht drücken. Etwa zwei bis drei Finger sollten den Platz zwischen Vorderkante der Sitzfläche und Unterschenkel ausfüllen können. Die Höhe der Rückenlehne sollte eine Unterstützung mindestens bis unter die Schulterblätter bieten.
2. Erst danach erfolgt die Einstellung der Tischhöhe
In frontaler, aufrechter Sitzhaltung zum Tisch hängen die Arme locker neben dem Körper. Die Füße stehen ganz auf. Die Ellenbogen werden nun in 90° angewinkelt. Die Zeigefinger sind waagerecht ausgestreckt und befinden sich auf der Tischplatte bzw. bei Benutzung eines Laptops auf der Tastatur. Dabei sind die Schultern nicht hochgezogen, sondern entspannt.
Der Arbeitsplatz des Kindes
Unterstützung natürlicher und tätigkeitsabhängiger Haltungsveränderungen
Ergonomie = Anthropometrie und Anthropologie
3D-bewegliche Sitzflächen unterstützen die natürlichen und intuitiven Lageveränderungen des Körpers
Richtiges Sitzen ist „Einstellungssache“