Bandscheiben puffern uns im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben. Eigentlich extrem belastbar, machen sie uns aus den unterschiedlichsten Gründen sehr häufig Probleme. Vor allem, wenn sie degenerieren. Dann verursachen sie heftige Schmerzen. Ein kleiner Eingriff mit Hydrogel kann die natürliche Funktion der Bandscheibe wiederherstellen.

Sie sind überaus vielseitig und extrem belastbar. Ohne sie könnten wir nicht hüpfen, laufen oder tanzen. Trotzdem gehören sie zu den Bestandteilen des Körpers, den wir besonders häufig verfluchen. Die Rede ist von den 23 Bandscheiben, über die jeder menschliche Körper verfügt. Denn wenn sie degenerieren und ihre Elastizität verlieren, können sie heftige Schmerzen verursachen.

„Bandscheiben bestehen aus einem faserigen Ring und einem gallertartigen Kern“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Und der Nucleus pulposus genannte Kern ermöglicht es den normalerweise rund zehn Millimeter dicken Puffern, sich wie ein flüssiges Kugellager zu bewegen.“ Normalerweise, denn bei vielen Menschen degenerieren die Bandscheiben. Die Folge: Sie verschleißen, flachen ab und können so Entzündungen auslösen und schmerzhafte Probleme bereiten.

„Lange mussten wir chronische Rückenschmerzen aufgrund degenerierter Bandscheiben konservativ behandeln“, sagt der AGR-Rückenexperte. „Also haben wir Physiotherapie verschrieben sowie Injektionen und Schmerzmittel verabreicht. Seit einiger Zeit steht uns aber mit Hydrogel eine weitere Behandlungsmethode zur Verfügung.“ Hydrogel besteht aus so genannten Polymeren. Das sind winzig kleine Fasern, die sehr viel Flüssigkeit aus der Umgebung aufsagen können. Bis zum 40-fachen ihres Volumens. „Ähnlich wie die echten Bandscheiben selbst können sie Wasser aufnehmen und wieder abgeben“, sagt Dr. Schneiderhan. „Die behandelte Bandscheibe nimmt an Volumen zu und ist wieder in der Lage ihre Funktion als Puffer auszuführen.“

Der Eingriff selbst dauert bei einem erfahrenen Mediziner nicht sehr viel länger als 30 Minuten. Man liegt auf den Bauch oder auf der Seite, bekommt eine lokale Anästhesie und wird in den leichten Dämmerschlaf versetzt. Dann schiebt der behandelnde Arzt die nur ein Millimeter dicke Hohlnadel unter Röntgenkontrolle bis in die betroffene Bandscheibe. „Über die Nadel spritzen wir dann vorsichtig das Hydrogel ein“, sagt der Wirbelsäulenfachmann. „Sofort fangen die eingebrachten Fasern an Flüssigkeit aus der Umgebung aufzunehmen. Dieser Prozess ist dann nach 24 Stunden abgeschlossen.“ Viele Patienten spüren schon kurz nach dem Eingriff eine Linderung ihrer Beschwerden, die dann bis zur völligen Schmerzfreiheit führen kann.

Allerdings kommt nicht jeder Rückenpatient für den Eingriff in Frage. „Zunächst müssen wir eine genaue Untersuchung mit modernen bildgebenden Verfahren sowie einer Infiltration und einer Diskographie durchführen“, sagt Dr. Schneiderhan. „Nur so können wir die genaue Schmerzherkunft feststellen. Wenn die Probleme dann wirklich auch mit Bandscheibe ursächlich in Zusammenhang stehen, setzen wir das Hydrogel ein.“

Erste Langzeiterfahrungen zeigen, dass diese Behandlungsmethode sehr erfolgreich und nachhaltig ist. Die Risiken des Eingriffs sind sehr gering. Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten.